Noch einmal: Clinton gegen Bush?

Es spielt keine Rolle, dass sie sich selbst noch nicht entschieden hat – so behauptet sie zumindest öffentlich. Ihre Anhänger stehen längst bereit, die frühere amerikanische Außenministerin Hillary Clinton auf das Schild der Präsidentschaftskandidatin für 2016 zu heben. „Ich glaube wirklich, dass ihre Zeit jetzt gekommen ist“, sagte der 18-jährige Even DeFrancesco zum KURIER. „Sie ist der beste Kandidat der Demokratischen Partei“, so ist der junge Student der klassischen und deutschen Philologie an der George Washington-Universität fest überzeugt.
An einem verregneten Montag Abend ist DeFrancesco – trotz bevorstehender Prüfungen am Semesterende und der ungewöhnlichen Kälte für die Jahreszeit – zur Kundgebung der „Ready for Hillary“-Bewegung im Zentrum der Hauptstadt Washington gekommen, nicht weit vom Weißen Haus. Am Gehsteig gegenüber stehen schon festlich gekleidete Frauen und Männer Schlange. Sie gehen zu einer Benefizveranstaltung der Clinton Foundation – der karitativen Stiftung der Clintons, im schicken Washingtoner Hotel Hamilton.
DeFrancesco und ein halbes Dutzend weiterer eingefleischter Hillary-Fans halten Plakate in der Hand. „I’m ready for Hillary“ (Ich bin bereit für Hillary – Anm.), steht auf den meisten geschrieben. „Wir wollten Bill als den First Gentleman ansprechen, und nochmals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf uns ziehen“, erklärte der 19-jährige Avery Jaffe dem KURIER. Neben seinem Studium der Kommunikationswissenschaften an der George Washington-Universität arbeitet er auch bei der neu gegründeten „Ready for Hillary“-Initiative. Es ist bereits die zweite Aktion der Initiative in Washington.
Lobbying für Hillary
„Ready for Hillary“ hat man Ende Jänner ins Leben gerufen. Es ist ein so genanntes „Super Political Action Committee“ (PAC) – eine Lobbygruppe mit rechtlichem Status, die einen politischen Kandidaten bei einer Wahl unterstützt, in dem sie Geld für dessen Wahlkampf sammelt und Wahlwerbung schaltet. „Ready for Hillary“ ist kein typisches Super-PAC, meint dennoch eine der Gründerinnen, die Historikerin Allida Black. „Ich glaube auch nicht, dass es zu früh dafür ist“, sagte die Professorin an der George Washington Universität zum KURIER.
Laut der jüngsten Gallup-Umfrage vom April genießt Hillary Clinton mit 64 Prozent Sympathiewert deutlich mehr Zustimmung als Präsident Obama selbst, der nur 55 Prozent verbuchte. Da Hillary in den vergangenen vier Jahren Außenministerin war und sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, habe sie keine politische Basis mehr, meint Black. Und genau diese wolle der Super-PAC nun für sie schaffen. „Wir bauen eine Armee von Anhängern für sie“, sagt die Historikerin und ihre Augen leuchten dabei. Die Spenden fangen bei fünf Dollar an, doch es gehe mehr darum, Menschen für die Sache zu gewinnen, als das große Geld aufzutreiben.
Druck aufbauen
„Zusätzlich wollen wir auch Druck auf Hillary machen, 2016 anzutreten, wenn sie sieht, wie viele hinter ihr stehen“, so die Historikerin.
Seit Anfang der 90er-Jahre kennt sie Hillary Clinton persönlich und hat mit ihr zusammen in einer Reihe von karitativen Initiativen gearbeitet. Nun – das ist eine gesetzliche Anforderung – darf sie als Gründerin der Hillary-Lobbygruppe mit ihrer Kandidatin bis zur Wahl keinen persönlichen Kontakt mehr haben.
Sie wisse auch nicht, sagt Allida Black, ob die frühere First Lady der USA und spätere Außenministerin Hillary Clinton 2016 tatsächlich kandidieren wird, glaubt aber fest daran. „Ich würde das hier nicht machen, wenn ich nicht glauben würde, dass sie es tun wird“, so Black. Die 65-jährige Clinton, die sich derzeit von den Strapazen ihres Außenministeriums-Amtes erholt, hielt sich bisher geschickt bedeckt. Sie sagte weder ja noch nein.
Nach Jahren des Verdrängens und Vergessens taucht er plötzlich wieder in der Öffentlichkeit auf – der Name Bush. Mit einem Marathon an Auftritten und Interviews für die wichtigsten US-Fernsehshows warb Jeb Bush, der frühere Gouverneur von Florida, offiziell für sein neues Buch „Immigration Wars“. Jeb Bush hat es gemeinsam mit dem konservativen Rechtsanwalt Clint Bolick geschrieben. In der Streitschrift stellt sich Bush gegen die offizielle Linie der Republikanischen Partei in der Immigrationsdebatte. Das mag nur Theaterdonner sein. Auf was er eigentlich ziele, so sagt man ihm nach, sei, in die Fußstapfen seines Vaters George H. Bush und seines älteren Bruders George W. Bush zu treten und sich als Kandidat für die nächste Präsidentschaftswahl 2016 schon einmal ins rechte Licht zu rücken.
Noch bevor der Moderator der TV-Sendung „Face the Nation“ auf CBS zur Frage ansetzt, lächelt Bush, weil er schon weiß, was kommt. Ob er überlege, 2016 als Präsident zu kandidieren? „Meine große Entscheidung war, mich selbst zu zwingen, nicht darüber nachzudenken... Bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, über das nachzudenken, was in der Zukunft liegt. Wir hatten ja gerade eine Wahl“, antwortet Bush. Im Fernsehen wirkt er entspannt und selbstbewusst, oft zieht ein gutmütiges Lächeln über sein Gesicht. „Vier Jahre ist eine lange Zeit, und es ist besser, dass ich mich auf das konzentriere, was ich gerade tue“, verkündet er.
Was er gerade tut, ist nicht viel. 2007 endete seine Amtszeit als Gouverneur. Seitdem hat er kein öffentliches Amt geführt. Das Buch zur Immigration war sein erster großer öffentlicher Auftritt seit Jahren. Damit scheint er aber einige seiner Parteifreunde bereits irritiert zu haben. Der dritte Bush redet gegen die neue Linie der Republikaner, die sich eine Art Amnestie für bestimmte illegale Einwanderer vorstellen können. „Eine Einbürgerung ist eine unverdiente Belohnung für ein Verhalten, das wir uns nicht leisten können zu ermutigen“, schreibt Bush dagegen. Das aber gefällt seinen Parteifreunden, den Republikanern, nicht. Ihr Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hatte im November gegen Barack Obama verloren, auch, weil er nicht genug Latino-Wähler anziehen konnte. Nun will sich die Partei mehr um diese Stimmen bemühen.
Der 60-jährige Jeb Bush hat eine enge Verbindung zu den Latinos. Seit vier Jahrzehnten ist er mit der Mexikanerin Columba Garnica Gallo verheiratet. „Er ist praktisch ein Kubaner. Er spricht Spanisch besser als die meisten von uns“, hat einmal der republikanische Senator aus Florida, Marco Rubio, über ihn gesagt.
Jeb Bush sei eine liberale Figur, die die republikanischen Reihen vereinen könnte, nur spüre man in der Partei eine gewisse Müdigkeit gegenüber dem Bush-Clan, sagte ein enger Mitarbeiter eines republikanischen Senators, der unbenannt bleiben wollte. Jeb Bush sieht aber kein Problem darin, sagte er in einem Interview Fox News. „Ich liebe meinen Bruder, ich bin stolz auf seine Leistungen. Ich liebe meinen Vater. Ich bin stolz, ein Bush zu sein, und wenn ich für das Amt des Präsidenten kandidieren würde, wäre das nicht wegen irgendetwas in meiner DNA. Es wäre, weil es das Richtige für meine Familie ist, weil die Bedingungen stimmen, und ich etwas zu bieten habe.“
Man sagt den Amerikanern nach, dass sie vernarrt sind in Dynastien – in die Rockefellers, Kennedys, die Clintons. Bei den Bushs stehen die Aktien schlechter: Zwei unpopuläre Kriege in Afghanistan und im Irak und die Mega-Finanzkrise von 2008/’09 gehen auf das Konto von George W. Bush.
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