UNO: Flucht übers Mittelmeer wird immer gefährlicher

UNO: Flucht übers Mittelmeer wird immer gefährlicher
DIe Migrantenzahlen sind zwar rückläufig, das Todesrisiko im Mittelmeer steigt jedoch an.

Die Zahl der über das Mittelmeer nach Europa geflüchteten Menschen ist im ersten Halbjahr 2018 deutlich gesunken. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtete am Freitag, von Jänner bis Anfang Juli seien 46.449 Migranten gezählt worden. 2017 seien es zu diesem Zeitpunkt etwas mehr als 101.200 gewesen, 2016 rund 231.000.

Gleichzeitig sei das Todesrisiko jedoch stark gestiegen, wie das UNO-Flüchtlingshilfshochkommissariat (UNHCR) am Freitag in Genf mitteilte. Statistisch gesehen sei im ersten Halbjahr 2017 einer von 38 Flüchtlingen auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben gekommen, sagte UNHCR-Sprecher Charlie Yaxley. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres sei es bereits einer von 17 gewesen - und allein im Monat Juni einer von sieben.

"Das lässt vermuten, dass die Menschen zu immer verzweifelteren und gefährlicheren Überfahrten gedrängt werden", sagte Yaxley. "Die Zahl der Menschen, die das Mittelmeer überqueren, ist gesunken. Die Zahl der Menschen, die dabei sterben, ist deutlich gestiegen."

Insgesamt sind laut IOM 2018 schon 1.412 Menschen bei dem Versuch, Europa auf diesem Weg zu erreichen, ums Leben gekommen. 2017 waren es bis Juli 2.340. Die meisten Menschen starben nach Angaben des UNHCR auf der besonders gefährlichen zentralen Mittelmeerroute von Nordafrika nach Italien oder Malta. In diesen beiden Ländern kamen in der ersten Jahreshälfte 17.000 Migranten an. Im Vorjahreszeitraum waren es noch über 85.000.

"Wichtig, dass weiterhin NGOs im Einsatz sind"

Die libysche Küstenwache genüge nicht, um alle Migranten im Mittelmeer zu retten, sagte der Vertreter des UNHCR in Libyen, Roberto Mignone. Daher sei die Rolle der Hilfsorganisationen bei der Rettung von Flüchtlingen in Seenot von wesentlicher Bedeutung. "Es ist wichtig, dass im Mittelmeer weiterhin NGOs im Einsatz sind, die Flüchtlinge retten können", sagte Mignone.

Er warnte, dass die von der libyschen Küstenwache geretteten Migranten in Haftzentren in Libyen gebracht werden, in denen die Lebensbedingungen unerträglich seien. "Libyen ist derzeit kein sicherer Landehafen."

Italiens neue Regierung hat in den vergangenen Wochen Hilfsschiffe mit Flüchtlingen abgewiesen. Innenminister Matteo Salvini wirft den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen von Hilfsorganisationen vor, Schlepper dabei zu unterstützen, Flüchtlinge nach Europa zu bringen. Er hat den NGO-Schiffen verboten, in italienischen Häfen zu landen.

IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo sagte, die Zahl der in Italien gelandeten Migranten betrage nur noch knapp ein Fünftel (19 Prozent) im Vergleich zu der von 2017. Der Trend rückgängiger Zahlen scheine sich zu beschleunigen. So habe die Zahl monatlicher Ankünfte in Italien in diesem Jahr erst ein Mal die Marke von 4.000 überschritten - im Jänner. In den vergangenen zwei Jahren habe diese Zahl regelmäßig 10.000 überschritten, in den Sommermonaten sogar 20.000.

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