Und noch ein Schnitzer zum Abschluss
Leicht hatte es der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten von Beginn des Wahlkampfs an nicht: Als er nicht wusste, was ein Arbeiter durchschnittlich verdient - Kernkompetenz der SPÖ - war er in den Kritiken unten durch. Später rappelte sich der ehemalige ORF-Moderator hoch, büffelte Zahlen und das rote Wahlprogramm. Und nun endet sein EU-Wahlkampf, wie er begann: mit einem Schnitzer. Bei der Shcluss-Pressekonferenz am Freitag, die Freund zusammen mit Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bestritt, verwechselte er die FPÖ mit der ÖVP. Darabos musste ihn vor versammelter Mannschaft ausbessern, als Freund die ÖVP versehentlich als europafeindlich titulierte.
Ansonsten schien Darabos zufrieden mit seinem Spitzenkandidaten und streute ihm Rosen: Die Zusammenarbeit "war mir ein Vergnügen", Freund habe im Wahlkampf gelernt. "Ich freue mich schon auf den Sonntag." In allen Umfragen - auch den internen - sei Freund als bester aller Spitzenkandidaten ausgewiesen, erklärte Darabos jedenfalls. Der Wahlkampf sei ein spannendes Rennen. Er ortete die SPÖ Kopf an Kopf mit der ÖVP in der Zielgerade, "es geht um den ersten Platz".
Was die SPÖ von ihren Mitbewerbern unterscheide, sei das Ziel einer sozialen Wende in Europa, so der Bundesgeschäftsführer. Freund, der dem "lieben Norbert" für das Lob dankte, bekräftigte das. Größtes Problem in der Union sei die Jugendarbeitslosigkeit. Österreich sei hier Vorbild für ganz Europa, Modelle wie die duale Ausbildung, die Ausbildungsgarantie und die überbetrieblichen Lehrwerkstätten sollten in der gesamten EU übernommen werden.
Starke Worte
Man sei eine proeuropäische Partei, betonten beide. Schwachstellen könne man kritisieren, aber die EU abzuschaffen zu wollen, sei ein "Schwachsinn der Sonderklasse", sagte Darabos. Der FPÖ warf er vor, mit "Moslemhassern" und Rassisten eine Allianz bilden zu wollen. Die NEOS kritisierte er für Privatisierungswünsche und den Drang zu einer EU-Armee, die Grünen für Dirty Campaigning "aus der Biotonne" und der ÖVP mit Othmar Karas attestierte der Bundesgeschäftsführer Oberlehrerhaftigkeit in Kombination mit Wissenslücken.
Freund zeigte sich zum Abschluss zum Wahlkampfroutinier gewachsen und versprach, dass mit einer sozialdemokratischen Mehrheit im Europaparlament "wieder die Menschen im Mittelpunkt" stehen würden. Angesprochen auf Äußerungen des europaweiten Spitzenkandidaten Martin Schulz, auch als Zweiter Mehrheiten für die Position als Kommissionspräsident suchen zu wollen, meinte er: "Die stärkste Partei soll den Kommissionspräsidenten stellen."
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