Ukraine-Stichwahl: Der Komiker gegen den Amtsinhaber

Wladimir Selenskyj
Im Kampf um das mächtigste Amt in der Ukraine kommt es zur Stichwahl zwischen dem Komiker Selenskyj und Amtsinhaber Poroschenko.

Die krisengeschüttelte Ukraine rüstet sich nach der Präsidentenwahl für drei weitere Wochen Wahlkampf. Weil keiner der 39 Kandidaten am Sonntag die absolute Mehrheit erhielt, kommt es voraussichtlich am Ostersonntag zur Stichwahl. Dort tritt der Komiker Wladimir Selenskyj, der nach Prognosen und ersten Ergebnissen den größten Zuspruch erhielt, gegen Amtsinhaber Petro Poroschenko an.

Beide stehen für eine klare West-Orientierung der in die EU strebenden Ex-Sowjetrepublik. An diesem Montag soll der Großteil der Stimmzettel ausgezählt sein. Erfahrungsgemäß verzögert es sich aber, bis das vorläufige Endergebnis vorliegt.

Bereits am späten Sonntagabend lieferten sich Poroschenko und sein Herausforderer Angriffe. Der 53-jährige Poroschenko warnte vor Selenskyj, der russische Interessen vertrete. Der politische Neuling Selenskyj weist das zurück und zeigte sich bereit für ein TV-Duell. Der 41-Jährige ist in seinem Land ein Medienstar, der schon in einer Comedy-Serie seit vielen Jahren einen Präsidenten darstellt.

Beide Kandidaten zeigten sich kurz nach Schließung der Wahllokale siegessicher für den Showdown im April. "Das ist nur der erste Schritt zum großen Erfolg", sagte Selenskyj. Umfragen hatten ihn bereits seit Wochen im ersten und im zweiten Wahlgang als Sieger gesehen. Poroschenko sagte in Kiew: "Sie werden weiter mit Poroschenko arbeiten müssen". Zugleich nannte er den Ausgang der Wahl eine "harte Lehre" mit Blick auf seine Stimmenverluste. 2014 war er im ersten Wahlgang mit rund 55 Prozent der Stimmen gewählt worden.

Der Machtkampf zwischen dem Komiker und dem "Schokozar", wie Poroschenko wegen seines Süßwarenimperiums genannt wird, dürfte spannend werden. Beide Seiten werben um die Wähler der unterlegenen Lager. Poroschenkos erbitterte Gegnerin, die Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko, landete nach Prognosen und ersten Ergebnissen auf dem dritten Platz. Sofort nach Bekanntwerden zweifelte sie diese Ergebnisse an und sprach von Eingriffen.

Die rund 30 Millionen Wahlberechtigten mussten unter 39 Kandidaten wählen. So viele Bewerber gab es noch nie bei einer Abstimmung über den mächtigsten Posten in dem Land. Der Wahlsonntag verlief weitgehend ruhig. Vereinzelt gab es Vorwürfe der Manipulation.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) überwachte die Wahl mit Hunderten Beobachtern und will an diesem Montag ihre Einschätzung vorlegen. Die OSZE hatte sich im Vorfeld unter anderem besorgt wegen der Sicherheitslage auch für Journalisten gezeigt. Mehrere ausländische Korrespondenten durften nicht einreisen, darunter auch Reporter aus EU-Staaten. Russland hatte ein Einreiseverbot für seine Wahlbeobachter verurteilt.

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