Regen verzögert ukrainische Gegenoffensive

Regen verzögert ukrainische Gegenoffensive
In der Ukraine hat feuchtes Wetter Einzug gehalten. Für die angekündigte Gegenoffensive braucht es aber durchgetrocknete Böden.

Neue Regenfälle haben nach Angaben der russischen Besatzungsbehörden in der Südukraine den Beginn der erwarteten Offensive Kiews verzögert. 

"Wieder hat instabiles feuchtes Wetter Einzug gehalten. Der Boden muss zehn bis zwölf Zentimeter durchgetrocknet sein, damit die Technik darüber rollen kann", sagte am Montag der Verwaltungschef des von Moskau kontrollierten Teils von Saporischschja, Jewgeni Balizki, im TV.

Trotzdem könne die Gegenoffensive "jeden Moment beginnen".

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Evakuierung begonnen

Am vergangenen Freitag begann die russische Verwaltung mit der Evakuierung der frontnahen Ortschaften im Gebiet Saporischschja. Davon betroffen ist auch die Stadt Enerhodar, in der sich das Atomkraftwerk Saporischschja befindet.

Balizki sprach von einer zeitweisen Umsiedlung der Bewohner zur Sicherheit der Bevölkerung. "Wenn wir die Faschisten zurücktreiben an die deutschen Grenzen, dann können die Menschen auf ihren heimatlichen Boden zurückkehren", sagte er.

Die russische Propaganda stellt ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine oft als Abwehr einer faschistischen Bedrohung dar.

Russland hält 20 Prozent der Ukraine

Russland hat in seinem vor mehr als 14 Monaten begonnenen Krieg vor allem im Süden und Osten der Ukraine größere Landstriche besetzt. Insgesamt hält Russland immer noch - einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim - rund 20 Prozent des ukrainischen Territoriums unter seiner Kontrolle.

Militärexperten erwarten nach der weitgehend erfolglosen Winteroffensive der Russen nun eine ukrainische Gegenoffensive, mit der Kiew Gebiete zurückerobern will.

Militärparade

In Moskau liefen unterdessen die Vorbereitungen für die Militärparade, mit der am Dienstag der Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland 1945 gefeiert werden soll. Die Feierlichkeiten werden - wie schon im Vorjahr - überschattet vom Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Gekämpft wird auch um die Deutungshoheit dieses Ereignisses. Der Kreml rechtfertigt seinen Angriffskrieg als Abwehr einer westlichen Bedrohung und eines angeblich nazistischen Regimes in Kiew. 

Selenskij sagte am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache: „Heute, am 8. Mai, wenn sich die Welt an die Worte “Nie wieder!„ erinnert, geben wir in der Ukraine diesen Worten eine Bedeutung.“

Es gehe nicht nur darum, sich zu erinnern, sondern seine Werte auch zu schützen und Aggressoren zu besiegen. „Die Erfolge der Ukrainer bei der Verteidigung gegen die russische Aggression sind eindeutig ein Gegengift gegen andere Aggressionen“, sagte Selenskij. Die Welt könne sehen, wie sich ein freies Volk vor Eroberern schütze. „Wenn wir das können, können dies andere auch.“ Am 8. Mai wird in Europa alljährlich des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht.

Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht trat am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr in Kraft, nach Moskauer Zeit war da schon der 9. Mai angebrochen. Als Zeichen des Bruchs mit Russland will der Selenskij den 8. Mai zum offiziellen Feiertag in der Ukraine machen. Der 9. Mai soll zum Europatag werden.

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