Kiew auch in der Nacht auf Mittwoch unter Beschuss

Electricity shortage in Kiev
Die ukrainische Hauptstadt bereitet sich auf Energieausfälle vor. Über 1.000 Heizstellen sind mit Generatoren und Wasser für schlimmsten Fall vorgesehen.

Tag 252 im Ukraine-Krieg.

Die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ziehen nach Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko wegen der russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur verschiedene Szenarien zur Versorgung der Bevölkerung in Betracht. "Das schlimmste wäre, wenn es überhaupt keinen Strom, kein Wasser und keine Fernwärme gäbe", schrieb Klitschko auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. "Für diesen Fall bereiten wir über 1.000 Heizstellen in unserer Stadt vor."

Die Standorte werden mit Generatoren ausgestattet und verfügen über einen Vorrat an lebensnotwendigen Dingen wie Wasser. Russische Raketen- und Drohnenangriffe haben bisher rund 40 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur beschädigt.

Nach Behördenangaben wurde Kiew auch in der Nacht zu Mittwoch beschossen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten zwölf von 13 Drohnen abgeschossen, die aus iranischer Produktion stammten, teilte Andrij Jermak, der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auf Telegram mit. "Wir sind derzeit im Gespräch über die Lieferung moderner Luftverteidigungssysteme, wir arbeiten jeden Tag daran."

Britischer Geheimdienst: Russen rücken nur 100m pro Tag vor

Selenskyj hatte zuvor gesagt, er hoffe auf Hilfe der EU bei der Wiederherstellung des schwer angeschlagenen Energienetzes. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte Kiew am Dienstag Hilfe bei der Reparatur der Wasser- und Energieinfrastruktur zu. Er habe zudem vereinbart, am 13. Dezember in Paris eine internationale Konferenz zur Unterstützung der ukrainischen Zivilbevölkerung im Winter abzuhalten.

Unterdessen erklärte das britische Verteidigungsministerium, dass die russischen Truppen bei ihren Angriffen nur langsam vorankommen würden. London berief sich dabei auf Aussagen des Chefs der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Demnach rückten dessen Einheiten täglich 100 bis 200 Meter vor.

Prigoschin habe zwar gesagt, dies sei in der modernen Kriegführung normal. Das britische Ministerium betonte aber, die russische Militärdoktrin sehe Vorstöße von 30 Kilometern pro Tag vor. Zum Vergleich teilte die Behörde weiter mit: "Im Februar planten die russischen Streitkräfte einen 1.000 Kilometer weiten Vormarsch durch die Ukraine innerhalb eines Monats. Im September erzielten die ukrainischen Einheiten Vorstoße von mehr als 20 Kilometern pro Tag."

Prigoschin habe in den vergangenen zwei Monaten jeden Vorwand aufgegeben, wonach er keine Verbindungen zur Wagner-Gruppe habe, und sich öffentlich viel deutlicher geäußert, teilte das Ministerium weiter mit. "Er versucht wahrscheinlich, seine Glaubwürdigkeit innerhalb des gestressten russischen nationalen Sicherheitssystems aufzupolieren."

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will London der russischen Darstellung des Geschehens entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau spricht von einer Desinformationskampagne.

Kommentare