Janukowitsch sichert baldige Verfassungsreform zu
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hat sich für die rasche Reform der Verfassung ausgesprochen. Er wünsche "baldmöglichst" die Reform der Verfassung, doch müssten dabei "alle Prozeduren" eingehalten werden, erklärte Janukowitsch am Donnerstag nach einem Treffen mit der US-Diplomatin Victoria Nuland.
Der ukrainische Präsident sprach sich in der Erklärung seines Büros für einen "Dialog und Kompromisse" mit der pro-europäischen Opposition aus, um die seit Ende November andauernde Krise, die eine außenpolitische Kehrtwende Janukowitschs in Richtung Orientierung an Moskau auslöste, zu beenden. Zuvor hatte er sich mit Nuland getroffen, die in Kiew derzeit versucht, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln. Sie traf auch den Oppositionsführer Arseni Jazenjuk, um über die Reform der Verfassung zu sprechen, mit der die Befugnisse des Präsidenten begrenzt werden sollen.
Das Parlament debattiert seit Tagen über die Reform. Die Regierung plädiert dafür, einen neuen Text zu schreiben, doch befürchtet die Opposition, dass dies zu lange dauern würde, weshalb sie die alte Verfassung von 2004 wieder in Kraft setzen will. Die Verfassung von 2004 räumte dem Parlament und der Regierung mehr Rechte gegenüber dem Präsidenten ein.
Protestmarsch
Rund 2000 Demonstranten zogen am Nachmittag vom Unabhängigkeitsplatz zum Parlament. "Schande über den Präsidenten!", riefen dabei die vielfach mit Knüppeln und Schilden bewaffneten Regierungsgegner.
Janukowitsch reiste am Donnerstagabend ins russische Sotschi, wo er am Rande der Eröffnung der Olympischen Winterspiele an diesem Freitag auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen wollte. Putin und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping kritisierten nach einem Treffen in dem Olympia-Ort jede äußere Einmischung in die innenpolitische Krise in der Ukraine scharf.
In Kiew wurden unterdessen zwei Aktivisten der Opposition durch eine Paketbombe verletzt. Einem Mann wurde bei der Explosion des mit der Aufschrift "Medikamente" versehenen Pakets eine Hand abgerissen, zudem erlitt er Verletzungen im Gesicht, wie die Polizei mitteilte. Zudem wurde ein 15-Jähriger an den Augen verletzt. Die Explosion ereignete sich im Gewerkschaftshaus in Kiew, das seit Wochen der Opposition als Hauptquartier dient.
EU-Parlament fordert Sanktionen
Das EU-Parlament drängt auf eine härtere Haltung gegenüber der Ukraine. In einer Entschließung am Donnerstag fordern die Europaabgeordneten, dass die EU "gezielte Sanktionen" vorbereiten solle, wie Einreiseverbote in die EU oder das Einfrieren der Vermögenswerte jener Personen, die für die Übergriffe und den Tod von Demonstranten verantwortlich sind. Außerdem wird eine finanzielle Unterstützung für die Ukraine verlangt. In einer weiteren Entschließung fordert das EU-Parlament von Russland, das Recht der ukrainischen Bürger zu achten, über die Zukunft ihres Landes selbst entscheiden zu können.
Verurteilt wurde die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Ferner wurde die bedingungslose Freilassung der Demonstranten verlangt.
Wie wird man als Profiboxer Gesprächspartner der mächtigsten Frau der Welt? Der Ukrainer Vitali Klitschko macht es vor. Der Oppositionspolitiker ist einer der Anführer der seit Wochen andauernden Proteste gegen den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch in Kiew.
"Boxen hat Regeln, aber die ukrainische Politik ist einfach nur schmutzig."
Aber erst einmal alles von Anfang an: Geboren wurde Vitali Klitschko am 19. Juli 1971 in Belowodskoje, in der Kirgisischen SSR (heutiges Kirgisistan).
Seine Muttersprache ist Russisch, er spricht auch Tschechisch und Deutsch. Seine Eltern sind ein ukrainischer Offizier der Sowjetarmee und eine ukrainische Pädagogin. Seit 1996 ist er mit Natalia verheiratet, zusammen haben sie drei Kinder. Klitschko ist fertig studierter Sportlehrer.
Wie wird man "Dr. Ironfist"?
Geboxt wurde schon mit 13 Jahren, der Startschuss fiel damals auf dem sowjetischen Militärstützpunkt in Hradčany, in der ehemaligen Tschechoslowakei, wo die Klitschkos seit einer Versetzung des Vaters lebten. 1985 kam der Umzug nach Kiew und Kickboxen. Er schaffte es in die sowjetische Nationalmannschaft. Nach dem Militärdienst begann er mit klassischem Boxtraining. Es folgte eine erfolgreiche Karriere als Amateurboxer von 1992 bis 1996. 1996 schaffte er die Teilnahme an Olympia in Atlanta, musste aber wegen eines Nachweises eines Steroids doch absagen.
Ende 2013 wurde Klitschko vom mexikanischen Weltverband zum "Champion Emeritus" ernannt. Er hat damit seinen WBC-Weltmeistergürtel niedergelegt. Theoretisch könnte er in den Boxring zurückkehren.
Die Brüder verband in der Vergangenheit auch mehrere Werbedeals, unter anderem für Kinder-Milchschnitte und diverse Biersorten.
Vom Boxring in die Politik
Bei der "Orangen Revolution" im Winter 2004/2005 betraten die Klitschko-Brüder die politische Bühne. Beide traten bei Demonstrationen auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz offen für den damaligen Oppositionsführer und späteren Präsidenten Viktor Juschtschenko ein.
Vitali Klitschkos Interesse für Politik wurde spätestens 2006 offenkundig, als er zum ersten Mal für das Amt des Bürgermeisters von Kiew kandidierte. Er scheiterte wie auch zwei Jahre später, 2008.
Die Partei kam 2012 auf Anhieb ins Parlament. Sie gibt sich als sozial orientierte, wertkonservative Partei. Wichtigster Programmpunkt ist der Kampf gegen Korruption. Udar unterscheidet von den beiden anderen Oppositionskräften "Batkiwschina" (Vaterlandspartei) und die nationalistische "Swoboda" (Freiheit), dass sie einen ähnlichen Stimmenanteil in allen Landesteilen hat, also auch in der russischsprachigen Ost- und Südukraine akzeptiert wird.
Klitschko for President
In Kiew wohnt er in einem 225-Quadratmeter-Loft.
Sprachrohr seiner politische Botschaften ist die Bild-Zeitung. Das Medium ist klug gewählt, sie ist eine der auflagenstärksten Tageszeitungen Europas. Öffentlichkeit ist ihm da sicher.
2015 will der 2,02-Meter-Hüne Präsident des zweitgrößten Flächenstaats Europas werden. Kritiker werfen Klitschko vor, kein klares politisches Konzept zu haben.
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