Selenskij fordert weltweite Reaktionen auf Enthauptungsvideos

Selenskij fordert weltweite Reaktionen auf Enthauptungsvideos
Auf Social Media veröffentlichte Aufnahmen zeigen die brutale Ermordung eines ukrainischen Soldaten sowie verstümmelte Leichen. Der Kreml zweifelt die Echtheit an.

Ein im Internet verbreitetes Video von der mutmaßlichen Enthauptung eines gefangenen ukrainischen Soldaten hat weltweites Entsetzen ausgelöst. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bezeichnete die Aufnahmen am Mittwoch als Beleg für die Brutalität Russlands.

Die Welt müsse sehen, „wie leichtfertig diese Bestien töten“, sagte Selenskij in einer Videobotschaft. „Das ist ein Video von Russland, wie es ist“, unterstrich der Staatschef. Niemand würde es verstehen, wenn die Welt nicht darauf reagiere.

„Es muss jetzt gehandelt werden“, sagte Selenskij und erneuerte seine Forderung nach einer Strafverfolgung für Kriegsverbrechen in der Ukraine.

Das eine Minute und 40 Sekunden lange Video, dessen Echtheit auch von der Nachrichtenagentur AFP nicht abschließend geklärt werden konnte, wird seit Dienstag in Onlinenetzwerken verbreitet.

Darin ist ein Mann in Kampfanzug mit maskiertem Gesicht zu sehen, der auf Aufforderung eines russisch sprechenden Mannes hinter der Kamera einem am Boden liegenden Mann in Uniform mit einem Messer die Kehle durchschneidet und ihn enthauptet.

Anschließend hält er den abgeschnittenen Kopf in die Kamera. Eine Stimme sagt auf Russisch, der Kopf solle „in einen Sack gesteckt und an den Kommandeur geschickt“ werden.

Bereits zweites Video

Die UNO-Mission zur Überwachung der Menschenrechte in der Ukraine äußerte sich „entsetzt“ über die „grausamen“ Aufnahmen. Sie verwies auf ein weiteres Video, das im Internet kursiere und „verstümmelte Leichen“ zeige, offenbar von ukrainischen Kriegsgefangenen. Dieses war erstmals am 8. April 2023 von einem pro-russischen Social-Media-Kanal veröffentlicht worden.

Es wurde von russischen Söldnern der Wagner-Gruppe gefilmt und zeigt die enthaupteten Leichen von zwei ukrainischen Soldaten, die neben einem zerstörten Militärfahrzeug auf dem Boden liegen. Russische Quellen behaupten, dass dieses Video aus der Nähe von Bachmut stammt.

Die EU-Kommission erklärte in Brüssel, sie habe keine Informationen über den Wahrheitsgehalt des nun aufgetauchten, zweiten Videos. Sollte es jedoch authentisch sein, wäre die Tötung eines Kriegsgefangenen „ein schwerwiegender Verstoß gegen die Genfer Konvention“ und würde „einmal mehr die völlige Missachtung des Völkerrechts und insbesondere des humanitären Völkerrechts durch Russland“ zeigen, sagte Kommissionssprecherin Nabila Massrali.

Alle Täter und Komplizen von Kriegsverbrechen würden zur Rechenschaft gezogen.

Opfer identifizieren

Die ukrainische Regierung erklärte, sie versuche das Enthauptungsopfer zu identifizieren, dessen Uniformabzeichen in dem Video zu sehen sind.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte Russland „schlimmer als den IS“. Es sei absurd, dass Russland, das schlimmer als der IS ist, den Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat innehat, während russische Truppen Gräueltaten an ukrainischen Kriegsgefangenen begehen.

Kreml zweifelt Echtheit an

Der Kreml zweifelte hingegen die Echtheit des Videos an. „Wir leben zunächst einmal in einer Welt der Fakes und müssen daher die Echtheit der Aufnahmen prüfen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Das seien zwar „entsetzliche Bilder“, räumte Peskow ein. Doch zunächst müsse festgestellt werden, ob die Enthauptung tatsächlich stattgefunden habe. Anschließend sei zu prüfen, von welcher Seite das Verbrechen begangen worden sei, sagte er.

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