Tunesien verschärft Kampf gegen den Terror
Nach dem Terrorangriff eines mutmaßlichen Islamisten auf ein Strandhotel in Tunesien ist die Identität vieler Toter noch ungeklärt. Unter den 38 Opfern des Anschlags befinden sich Bürger mehrerer europäischer Länder. Österreicher sind weder unter den Toten noch unter den Verletzten, wie Außenministeriumssprecher Martin Weiss am Samstag der APA gesagt hat.
Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bis Sonntag 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten davon stammen demnach aus Großbritannien - in einer Quelle war von 14, in einer anderen von 15 Briten die Rede. Zu den Opfern zählen aber auch ein Ire, ein Portugiese, ein Belgier und mindestens eine Deutsche.
Kritik am Hotel
Der tunesische Innenminister Mohammad Najem Gharsalli erklärte, der Attentäter hätte wesentlich früher gestoppt werden können. Im Radiosender Mosaique FM warf er dem Sicherheitsservice des Hotels vor, nicht sofort die Polizei informiert zu haben. Durch eine bessere Koordination der Sicherheitskräfte hätte der Angreifer früher getötet werden können, sagte er. Tunesien will als Konsequenz aus dem Anschlag den Kampf gegen den Terrorismus verschärfen und bis zu 80 Moscheen schließen, in denen Extremisten verkehren sollen.
Urlauber verlassen das Land
Indes verließen viele Urlauber die Region: Mindestens 1.000 Briten sind bereits ausgeflogen. Der Reiseveranstalters TUI rechnet damit, dass 250 deutsche Gäste vorzeitig abreisen wollen. "Bis zum Sonntagabend werden wir rund 200 Gäste ausgeflogen haben", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Etwa 3.500 dagegen wollten demnach in Tunesien bleiben. Reiseveranstalter wie TUI, Thomson oder Thomas Cook haben es Tunesien-Urlaubern freigestellt, einen geplanten Tunesien-Urlaub kostenlos zu stornieren. In ganz Tunesien machten zur Zeit des Anschlags etwa 15.000 Menschen Urlaub mit TUI. Rund 3.800 davon kamen aus deutschsprachigen Ländern. Als Vorsichtsmaßnahme hat der Reiseveranstalter das komplette Ausflugsprogramm in Tunesien zunächst bis zum Dienstag abgesagt.
Dass die Touristen das Land nun erstmal meiden dürften, verstehen viele Tunesier. Zugleich bangen Hotelangestellte, Händler und andere vom Tourismus Abhängige nun um ihre Zukunft.
Der Welttourismusverband (WTTC) verurteilte den "brutalen Anschlag", der "direkt ins Herz der Tourismusindustrie getroffen" habe, rief aber Anbieter in aller Welt auf, die tunesische Tourismusbranche weiterhin zu unterstützen. Zugleich müsse die tunesische Regierung für "angemessene Sicherheitsvorkehrungen" sorgen. Der französische Reisebüroverband SNAV sprach nach dem Anschlag von einer "katastrophalen" Situation für das Land zu einem Zeitpunkt, "zu dem wir das Gefühl hatten, dass das Reiseziel gerade wieder zu laufen begann".
Der Attentäter von Sousse, der 24-jährige Saifeddine R., war für die tunesischen Behörden nach Angaben von Regierungschef Habib Essid ein Unbekannter. Der junge Mann mit den dichten dunklen Haaren wurde nicht mit terroristischen Vereinigungen in Verbindung gebracht - bis er am Freitag am Strand des Badeortes an Mittelmeer auftauchte und ein Blutbad anrichtete.
Fotos zeigen Saifeddin R. während der Tat. Er trägt eine kurze Hose und ein schwarzes T-Shirt - und in der Hand das Sturmgewehr, mit dem er Dutzende Menschen tötete, bevor er selbst erschossen wurde. Viele Informationen über den Werdegang des jungen Mannes gibt es nicht. Den Ferienort Sousse kannte der 24-Jährige der Zeitung Al-Chourouk zufolge, weil er in der Hafenstadt einmal gearbeitet hatte.
Der Attentäter stammt aus einer armen Gegend in der nordtunesischen Provinz Siliana. Laut Al-Chourouk war er einst Religionsschüler in einer nicht-staatlichen Einrichtung. Zudem hatte er Elektro-Ingenieurswesen studiert, und zwar in der Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten.
So lässt sich auch der angebliche Kampfname des Attentäters erklären, den die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbreitete: Abu Yihya al-Kairouni. Ob sich R. tatsächlich dem IS angeschlossen hatte, ist aber nicht klar. Nach Angaben der Regierung hatte er Tunesien nie verlassen.
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