Trump-Anhänger rücken Khashoggi in die Nähe von Islamisten

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Die Kritik an dem Journalisten soll Trumps Versuche stützen, ein gutes Verhältnis zu den Saudis aufrecht zu erhalten.

Abgeordnete der Republikaner hätten in den vergangenen Tagen rechte Medienberichte über Jamal Khashoggis Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft ausgetauscht. Das meldete die Washington Post. Seine Berichterstattung über den 2011 getöteten Al-Kaida-Chef Osama bin Laden war auch ein Thema.

Der saudische Journalist Khashoggi war vor mehr als zwei Wochen im Konsulat seines Landes in Istanbul verschwunden. Saudi-Arabien steht im Verdacht, den Journalisten ermordet zu haben.

Trump-Anhänger rücken Khashoggi in die Nähe von Islamisten

Jamal Khashoggi

Die USA haben lukrative Öl- und Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien abgeschlossen. Beide Länder eint auch die Feindschaft gegenüber dem Iran . Der US-Präsident hielt sich dementsprechend mit einer klaren Verurteilung der Führung in Riad zurück. Um diese Haltung zu stützen, wollen Trump-Anhänger Khashoggi in die Nähe von Islamisten rücken, schreibt die Washington Post.

„Khashoggi hatte Verbindungen zur Muslimbruderschaft“, sagte Fox-News-Nachrichtensprecherin Harris Faulkner demnach in einer Sendung am Donnerstag. Einem örtlichen Radiosender sagte der republikanische Senatskandidat für den US-Staat Virginia, Corey Stewart, laut dem Blatt: „Khashoggi war selbst kein guter Kerl.“

Trumps Sohn Donald Jr. hatte erst vor einer Woche einen Tweet weiterverbreitet, in dem ein Journalist Khashoggi vorwirft, sich mit bin Laden „in Afghanistan herumgetrieben“ zu haben. „Er ist nur ein demokratischer Reformjournalist, der ein Rollenspiel mit Dschihadisten spielt.“

Trump-Anhänger rücken Khashoggi in die Nähe von Islamisten

Trumps Sohn Donald Jr. mit seinem Vater

Regierungsnahe saudische Medien verbreiten seit Tagen den Vorwurf, Khashoggi habe den Muslimbrüdern, aber auch dem mit Saudi-Arabien verfeindeten Emirat Katar nahegestanden.

Bei genauer Betrachtung ergibt sich jedoch ein differenzierteres Bild: Jamal Khashoggi hegte durchaus Sympathien für die Muslimbruderschaft. Im Laufe der Jahre soll er aber zusehends liberale und säkulare Positionen angenommen haben, sagte er amerikanische Journalist Peter Bergen der Washington Post. Für ein Buch über Osama bin Laden hat Bergen Khashoggi mehrmals interviewt.

Bekannte saudische Familien

Die angebliche Nähe zu Al-Kaida geht auf Khashoggis Tätigkeit als Journalist zurück. In den Achtzigern und Neunzigern berichtete Khashoggi als Reporter vom Krieg in Afghanistan und interviewte den damals noch wenig bekannten Osama bin Laden. Er soll sogar versucht haben, bin Laden für einen moderaten Kurs zu gewinnen, wie der deutsch-ägyptische Politologe Asiem El Difraoui unlängst der deutschen Zeitung Welt erzählte.

Sowohl bin Laden wie Khashoggi entstammen mächtigen saudischen Familien. Bin Ladens Vater war der größte Bauunternehmer des Landes, Khashoggis Onkel Adnan war ein international bekannter Waffenhändler.

Seit 2017 lebte Khashoggi im US-Exil, nachdem er sich mit der Führung in Riad überworfen hatte. In Amerika schrieb er unter anderem für die Washington Post. Fred Hiatt, sein Lektor bei der Post, meint, dass jeder, der Khashoggi kannte, wisse "wie sehr er den Werten von Meinungsfreiheit und offenem Austausch verschrieben war".

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