Thailand macht Grenze zu: Was das für Urlauber aus Österreich heißt

Thailand closes land crossings with Cambodia amid border disputes
Der Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha eskalierte: Nun machte Thailand die Grenzen dicht. Auch Touristen sind betroffen.

von Annika Meyborg

Verzweifelte Einheimische, gestresste Geschäftsleute und gestrandete Touristen: Thailand schloss am Dienstag in sechs Provinzen die Grenzübergänge zum Nachbarland Kambodscha. Das thailändische Militär teilte mit, dass nur Studierende und medizinische Notfälle von der Regelung ausgenommen seien. 

Thailand closes land crossings with Cambodia amid border disputes

Ausnahme aus medizinischen Gründen: Eine schwangere Frau wird am Übergang "Ban Khlong Luek" auf einer Liege über die Grenze gebracht. 

Unüberwindbare Polizeiblockade

Auch (österreichische) Touristen, die über Land von Thailand nach Kambodscha wollten, sind von der Grenzschließung betroffen. Besonders am Checkpoint "Ban Khlong Luek", dem wichtigsten und meist genutzten Grenzübergang, sitzen Hunderte Menschen fest. Die Grenze sei dicht und werde von Polizisten kontrolliert, berichteten thailändische Medien. Auch der Übergang "Aranyaprathet-Poipet" zu den berühmten Tempelanlagen von "Angkor-Wat" sei nicht mehr passierbar.

Neben Touristen stehen auch Einheimische vor großen Problemen. Lim Intrachit (43) reiste geschäftlich zwischen den beiden Nachbarländern hin und her: "Normalerweise schlafe ich auf der thailändischen Seite und versuche, jede Woche nach Kambodscha zurückzukehren", sagte die Thailänderin gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Das ist nun nicht mehr möglich. 

TOPSHOT-CAMBODIA-TOURISM-BUDDHISM-TEMPLE

Die berühmte Tempelanlage in Angkor-Wat liegt umgeben von kambodschanischem Regenwald

Reisehinweise für Österreicher

Das Außenministerium Österreich (kurz: BMEIA) empfiehlt, in den betroffenen Grenzgebieten besonders vorsichtig zu sein, und sich besonders über lokale Medien über Änderungen zu informieren. In den Regionen kommt es momentan immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten beider Länder. 

Auch andere Länder sprechen Warnungen aus: Das deutsche Auswärtige Amt empfiehlt zusätzlich, sich von größeren Demonstrationen und Menschenansammlungen fernzuhalten. 

Warum machte Thailand die Grenzen zu?

Der Grenzstreit über die rund 800 Kilometer lange Grenze zwischen Thailand und Kambodscha schwillt schon lange. Sein Ursprung liegt in der Kolonialzeit, denn seitdem streiten sich die zwei Länder um den genauen Verlauf der Grenze.

Zuletzt eskalierte der Streit Ende Mai, nachdem es zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder kam. Bei diesen Schüssen kam ein kambodschanischer Soldat ums Leben. Kambodscha verhängte daraufhin ein Importverbot für Treibstoff, Gas und Lebensmittel aus Thailand. Auch thailändische Serien oder Filme dürfen nicht mehr ausgestrahlt werden.

Thailands Regierungskrise

Der Konflikt führte bereits zu einer schweren Regierungskrise in Thailand. Auslöser war eine geleakte Audioaufnahme eines Telefonats zwischen der 38-jährigen thailändischen Regierungschefin Paetongtarn Shinawatra und dem heutigen kambodschanischen Senatspräsidenten Hun Sen (72).

Shinawatra sprach den Senatspräsidenten darin mit "Onkel" an und bezeichnete einen hochrangigen Militär in der Grenzregion als ihren "Gegner". Zusätzlich erklärte sie, dass sie bereit sei, alles zu tun, was Hun Sen für nötig hielte, um die eigene Position zu sichern. Das sorgte für großen Aufruhr. Trotz einer Entschuldigung Shinawatras verließ die zweitgrößte Koalitionspartei "Bhumjaithai" daraufhin das Regierungsbündnis.

Seitdem gibt es im Land immer wieder Demonstrationen gegen die Regierung. Die Menschen fordern die Ministerpräsidentin auf, zurückzutreten. Auch die Stimmen nach Neuwahlen werden lauter. Die Zeitung "Bangkok Post" berichtete, dass in der Tourismusbranche die Angst vor einem neuen Militärputsch wachse. Seit 1932 gab es in Thailand etwa ein Dutzend Staatsstreiche.

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