Terroranschlag in Nigerias Hauptstadt Abuja
Bei einem erneutem Bombenanschlag in einem Vorort der nigerianischen Hauptstadt Abuja sind Medienberichten zufolge zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Wie die Zeitung Premium Times
Nigeria unter Berufung auf Behördenangaben berichtete, wurden bisher neun Todesopfer und elf Schwerverletzte bestätigt. Augenzeugen hätten im Asokoro-Krankenhaus allerdings bis zu 20 Leichen gesehen.
Nach Angaben der Zeitung Vanguard wurden bis zum frühen Freitagmorgen mindestens 17 Tote in die Klinik eingeliefert. Krankenwagen brächten fortlaufend weitere Todesopfer und Verletzte. Viele Angehörige versammelten sich an der Klinik.
Selber Ort
Der Anschlag ereignete sich gegenüber des Busbahnhofs im Vorort Nyanya, an dem Attentäter vor etwa zwei Wochen rund 100 Menschen in den Tod gerissen hatten. Sicherheitskräfte sperrten die Gegend ab. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Für die Attacke von Mitte April war Boko Haram verantwortlich. Die radikalislamische Terrorgruppe hatte in den vergangenen Jahren wiederholt schwere Anschläge verübt.
Die Zeitung This Day berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Sprengsatz am Donnerstagabend sei in einem Kleinwagen versteckt gewesen. Drei Männer hätten diesen abgestellt und seien anschließend fortgelaufen. Ziel waren offenbar Menschen, die unter anderem von Mai-Feierlichkeiten aus dem Stadtzentrum zurückkehrten. Auch Mitte April hatten die Attentäter einen mit Sprengstoff beladenen Wagen an dem belebten Ort geparkt, damals allerdings im morgendlichen Berufsverkehr.
Die nigerianische Regierung wirkt seit Jahren machtlos im Kampf gegen den
Terror. Bei Gewaltexzessen in dem Land sollen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 6000 Menschen getötet worden sein. Kritiker monieren, die Regierung müsse stärker durchgreifen, um weitere Bluttaten zu verhindern. Boko Haram will im Norden Nigerias einen Gottesstaat errichten. Seit 2009 verübt die Gruppe dort immer wieder schwere Anschläge, vor allem auf Kirchen und Polizeieinrichtungen. Aber auch in Abuja hatte die Gruppe schon mehrere Male zugeschlagen. Ihr Name bedeutet etwa soviel wie "westliche Bildung ist verboten".
Boko Haram: Die "Taliban Nigerias"
In Nigeria wächst die Kritik an den Behörden und der Armeeführung. Denn mehr als zwei Wochen nach der Entführung von rund 200 Schulmädchen durch die islamistische Terror-Gruppe Boko Haram im Norden des Landes fehlt von den Zwölf- bis 17-Jährigen jede Spur. „Wie kann es sein, dass im Zeitalter von Drohnen und Google Maps 200 Mädchen einfach verschwinden?“, wettert Hadiza Bala Usman. Sie hat in der Hauptstadt Abuja Protestmärsche organisiert, damit die Verantwortlichen die Suche intensivieren.
Angeblich wurden die Jugendlichen in ein Lager von Boko Haram im Sambisa-Naturschutzgebiet gebracht. Es wird befürchtet, dass sie als Sklaven im Tschad verkauft werden könnten.
Die extremistische Gruppe wurde 2002 gegründet. Seit 2010 versucht sie auch mit Anschlägen, ihr Ziel – die Einführung der muslimischen Rechtssprechung (Scharia) – durchzusetzen. Die nigerianischen Taliban, wie Boko Haram auch genannt wird, greifen vor allem Zivilisten an: Immer wieder werden Kirchen attackiert und christliche Dörfer überfallen. Auch der UN-Sitz in Abuja war 2011 Ziel eines Selbstmordanschlages, damals wurden 24 Menschen getötet.
Die Terror-Truppe, deren Name übersetzt „Westliche Bildung ist Sünde“ bedeutet, ist vor allem im Norden des Landes aktiv. Dort wird der ehemalige El-Kaida-Chef Osama bin Laden noch immer als Held verehrt. Die Region wurde von der Zentralregierung stets vernachlässigt – mit den logischen Folgen: Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch, die medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Schulsituation sind katastrophal. In diesem Umfeld ist es für die Extremisten ein Leichtes, Nachwuchs zu rekrutieren.
Boko Haram ist aber auch über die Landesgrenzen vernetzt – mit der „El Kaida in den islamischen Maghrebstaaten“ und der Shabaab-Miliz in Somalia.
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