Taliban griffen nordafghanische Stadt Kunduz an

Die Taliban konnten mehrere Einrichtungen und Gebiete in der Stadt einnehmen. Es soll mehrere Tote und Verletzte geben.

Kämpfer der radikalislamischen Taliban haben in der Nacht auf Samstag einen groß angelegten Angriff auf die nordafghanische Provinzhauptstadt Kunduz gestartet. Dem Provinzrat Ghulam Rabbani zufolge begann der Angriff gegen 1.00 Uhr nachts (Ortszeit).

Die Taliban konnten mehrere Einrichtungen und Gebiete in der Stadt einnehmen, darunter das Provinzkrankenhaus, die Zentrale der Elektrizitätsversorgung und den dritten Polizeibezirk der Stadt, so Rabbani.

Während Friedensverhandlungen

Der Angriff erfolgte inmitten der laufenden Gespräche zwischen den Taliban und den USA über eine politische Lösung des seit fast 18 Jahren andauernden Konflikts. Zuletzt hatten sich beide Seiten optimistisch gezeigt, bald ein Abkommen erzielen zu können.

Die Taliban-Kämpfer hätten sich in Häusern verschanzt und würden sich mit den Sicherheitskräften Gefechte liefern, sagte Rabbani. Hubschrauber kreisten über der Stadt. Die afghanische Polizei und Armee befinde sich in der Defensive, da sie das Leben von Zivilisten schützen wollten.

Es gebe Tote und Verletzte bei Polizei und Zivilisten, allerdings sei die Zahl unklar. Der Strom in der Stadt sei abgestellt worden, Telekommunikationsverbindungen seien unterbrochen. Sollte die Situation so weitergehen, könne die Stadt abermals an die Taliban fallen, sagte Rabbani.

Die Taliban kontrollieren weite Teile der Provinz Kunduz. Im Rahmen der NATO-Mission "Resolute Support" ist eine kleine Gruppe von Soldaten weiterhin dort, um die afghanische Armee zu beraten.

Kunduz war bereits im Herbst 2015 und 2016 kurzzeitig an die Taliban gefallen. Provinzräte sagten am Samstag, sie hätten in den vergangenen Wochen und Monaten mehrmals vor einem erneuten Angriff der Taliban auf die Stadt gewarnt.

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