Israel griff syrische Stellungen auf Golanhöhen an

Bei israelischen Luftangriffen auf den syrischen Teil der Golanhöhen sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Eine Kampfdrohne habe am Freitag im Dorf Al-Kom ein Fahrzeug bombardiert und fünf Zivilisten getötet, meldete das syrische Staatsfernsehen.
Laut Israel zielte der Angriff auf Jihadisten, die am Vortag Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert hatten. Stunden zuvor war bei Angriffen Israels auf syrische Stellungen ein Mensch getötet worden.
"Flugzeug ohne Pilot"
Bei den Opfern des Angriffs in der Provinz Kuneitra am Freitag habe es sich um unbewaffnete Zivilisten gehandelt, berichtete der staatliche syrische TV-Sender. Bei der israelischen Maschine habe es sich um ein "Flugzeug ohne Piloten" gehandelt. Die in Großbritannien ansässige "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" berichtete ihrerseits, dass bei dem israelischen Luftangriff zwei regierungstreue Aktivisten getötet worden seien. Die Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, die ihre Angaben aus einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten vor Ort bezieht, sind kaum unabhängig zu überprüfen.
Aus israelischen Armeekreisen verlautete, bei dem Angriff seien "vier oder fünf" von Syrien aus operierende Mitglieder der palästinensischen Extremistengruppe Islamischer Jihad getötet worden.
Vergeltung für Raketenbeschuss
Am Donnerstag waren vier Raketen auf die nordisraelische Provinz Galiläa und den von Israel besetzten Teil der Golanhöhen niedergegangen. Verletzt wurde dabei niemand. Es war der erste Raketenangriff aus Syrien auf die Provinz Galiläa seit Langem - nach Angaben israelischer Medien womöglich der erste seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973.
Als eine erste Reaktion hatte Israel in der Nacht zum Freitag 14 Stellungen der syrischen Armee auf den Golanhöhen bombardiert. Dabei wurde mindestens ein Soldat getötet und sieben weitere verletzt, wie aus syrischen Militärkreisen verlautete.
Israel: Kein Interesse an Eskalation
Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon erklärte, die Angriffe am Freitag hätten sich gegen die Mitglieder der Gruppe gerichtet, die hinter der Attacke auf Israel am Donnerstag stünden. Israel sei entschlossen, "keinerlei Versuche zu tolerieren, das Leben israelischer Bürger zu zerstören oder ihre Sicherheit zu gefährden", erklärte Yaloon. Das israelische Außenministerium bezeichnete den Iraner Said Isadi, der den palästinensischen Arm der iranischen Al-Quds-Eliteeinheiten anführe, als Drahtzieher der Raketenangriffe.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, die Bombardements hätten auch die syrische Armee ins Visier genommen, welche die Raketenangriffe auf Israel zugelassen habe. Seine Regierung verfolge das Prinzip, "jeden zu verletzen, der versucht, uns zu verletzen". Er habe kein Interesse an einer Eskalation der Lage, "aber wir bleiben unserer Politik treu".
Golan wiederholt von Geschossen getroffen
Israel hält etwa 1200 Quadratkilometer des Golanplateaus besetzt. Die Vereinten Nationen haben die im Zuge des Sechs-Tage-Kriegs 1967 erfolgte Annexion nie anerkannt. Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor mehr als vier Jahren wurden die Golanhöhen im Dreiländereck von Israel, Syrien und dem Libanon häufiger von Geschossen getroffen. Oft handelte es sich um Querschläger von Gefechten zwischen Jihadisten und anderen Aufständischen mit syrischen Regierungstruppen. Seit März 2014 gab es aber auch wiederholt israelische Angriffe auf Stellungen der syrischen Armee und der mit ihr verbündeten iranischen Schiitenmiliz Hisbollah.
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