Bursche verhungert vor Augen von UNICEF-Ärzten

Seit Monaten wird Madaya nun von syrischen Regierungstruppen belagert - Kritiker werfen dem Regime vor, die Stadt aushungern zu wollen. Nun starb in Madaya vor den Augen eines Teams des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF ein 16-Jähriger den Hungertod. Bei dem Teenager habe während der Untersuchung durch eine Ärztin der Puls ausgesetzt, berichtete die UNICEF-Beauftragte für Syrien, Hanaa Singer, am Freitag telefonisch der Nachrichtenagentur AFP. In einem behelfsmäßigen Krankenhaus habe das Personal das UNICEF-Team am Donnerstagabend in das Untergeschoß geführt, wo der 16-jährige Ali und ein weiterer "bis aufs Skelett abgemagerter" Bub ein Bett teilten, sagte Singer. Eine UNICEF-Ärztin habe Ali untersucht und dabei festgestellt, dass sein Puls aussetzte. "Sie hat versucht, ihn wiederzubeleben, drei Mal, dann schaute sie mich an und sagte: Er ist tot." Die UNICEF-Ärztin schloss Alis Augen. Sein Bettnachbar flüsterte: "Ist er tot? Ist er tot?" Alis Angehörige seien anwesend gewesen, berichtete Singer weiter. "Sie konnten keine Trauer mehr zeigen, sie weinten lautlos, hilflos."
In Madaya verhungerten seit Anfang Dezember fast 30 Menschen. Nachdem die Stadt monatelang eingeschlossen war, kamen in dieser Woche zweimal Hilfskonvois durch. Bewohner von Madaya berichteten, dass sie in den vergangenen Wochen Suppe aus Wasser und Gewürzen, Blätter und Gras gegessen hätten, sagte Singer. Nach UNO-Angaben halten sich 4,5 Millionen Syrer in Gebieten auf, die für Hilfsorganisationen nur schwer zugänglich sind. Etwa 400.000 werden demnach von Regierungssoldaten oder bewaffneten Gegnern der Regierung belagert.
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