Syrien: Assad feuert Vize-Ministerpräsidenten

Ein Mann mit Anzug posiert vor einem Bildschirm mit der syrischen Flagge und einem Porträt.
Kadri Jamil soll sich ohne Erlaubnis von seinem Amt entfernt haben.

Syriens Machthaber Bashar al-Assad hat den aus der Opposition ins Kabinett berufenen Vize-Ministerpräsidenten Kadri Jamil entlassen. Jamil habe sich ohne Erlaubnis von seinem Amt entfernt und ohne Abstimmung mit der Regierung Termine im Ausland wahrgenommen, hieß es in einem Dekret des Präsidenten. Aus syrischen Quellen verlautete, Jamil habe sich am Samstag in Genf mit US-Botschafter Robert Ford getroffen und über Vorbereitungen für eine neue internationale Friedenskonferenz (Genf II) beraten.

Jamil war aus der Opposition in die Regierung eingetreten. Im August hatte er bereits das Handelsressort verloren und war zuletzt noch für Wirtschaftsfragen zuständig. Für Schlagzeilen hatte er vor zwei Monaten gesorgt, als er in einem Interview mit der britischen Zeitung "Guardian" sagte, der Bürgerkrieg in seinem Land stecke in der Sackgasse: "Weder die bewaffnete Opposition noch die Regierung sind in der Lage, die andere Seite zu besiegen." In dem Interview hatte er sich auch offen für eine neue Friedenskonferenz gezeigt, auf der ein "friedlicher politischer Prozess" gestartet werden müsse. Assad lehnt eine Konferenz zum gegenwärtigen Zeitung ab.

Der UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi hat in Damaskus sein Werben für eine friedliche Lösung des Syrien-Konfliktes fortgesetzt. Er kam dort am Dienstag mit Mitgliedern des Nationalen Koordinationskomitees für Demokratischen Wandel zusammen. Dabei handelt es sich um ein Oppositionsbündnis, das von der Regierung geduldet wird. Am Nachmittag stand ein Treffen Brahimis mit dem syrischen Außenminister Walid al-Muallim auf dem Programm, wie die Vereinten Nationen mitteilten.

Ausbruch von Kinderlähmung

In Syrien sind erstmals seit 14 Jahren wieder Kinder an Polio erkrankt. In der nordöstlichen Provinz Deir al-Sor seien in diesem Monat 22 Kinder mit akuten Lähmungserscheinungen eingewiesen worden, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag in Genf mit. Bei zehn Kindern sei der Poliovirus Typ Eins bestätigt worden. Die meisten Patienten seien unter zwei Jahre und offenbar niemals gegen Kinderlähmung geimpft worden.

Seit mehr als zweieinhalb Jahren tobt ein Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad. Bei den Kämpfen wurden nach UN-Schätzungen mehr als 100.000 Menschen getötet. Millionen Menschen sind auf der Flucht.

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