Straßburg ade? Weber will nur noch einen EU-Parlamentssitz

Blick auf das EU-Parlament in Straßburg
Straßburg oder Brüssel: Der CSU-Politiker fordert ein Votum nach dem Vorbild der Bonn-Berlin-Entscheidung.

Der Spitzenkandidat der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) für die Europawahl, Manfred Weber, fordert eine Abstimmung über Straßburg als Sitz des EU-Parlaments. Es sei für viele Menschen nicht nachvollziehbar, dass das Parlament seine Arbeit an zwei verschiedenen Orten mache, sagte Weber der Baden-Württemberger Tageszeitung Heilbronner Stimme.

Statt der aktuellen Pendelei zwischen Brüssel und Straßburg plädierte Weber für eine Abstimmung über einen einzigen Parlamentssitz. Das Parlament müsse das Recht bekommen, "eigenständig zu entscheiden, wie es seine Arbeit organisiert", sagte Weber. Derzeit tagen die Abgeordneten gemeinsam in Straßburg, Sitzungen von Ausschüssen oder Fraktionen finden hingegen in Brüssel statt.

Pendelei kostet 110 Millionen im Jahr

Der Parlamentssitz in Straßburg und die Reisen dorthin kosten laut einer Studie des Europäischen Rechnungshofs von 2014 mehr als 110 Millionen Euro im Jahr. Weber forderte deshalb eine Abstimmung, "wie wir sie in Deutschland bei der Entscheidung des Bundestages zwischen Bonn und Berlin hatten".

Straßburg ist als offizieller Sitz des Europaparlaments im EU-Vertrag festgeschrieben, die EU-Volksvertretung hat diesbezüglich keine Verfügungsgewalt. Eine Aufgabe des Parlamentsstandortes Straßburg ist nur mit Zustimmung aller Mitgliedsstaaten, also auch Frankreichs, möglich.

Frankreich wehrt sich

Die Franzosen wehren sich seit Jahren vehement gegen entsprechende Forderungen. Im Europawahlkampf hat auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine Abschaffung des Parlamentssitzes Straßburg verlangt und diesbezüglich explizit den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der die Europäische Union reformieren will, angesprochen.

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