Pentagon-Sprecher John Kirby erklärt, der Al-Shabaab-Anführer wurde getötet

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Somalia

Shabaab-Anführer bei US-Luftangriff getötet

Ahmed Abdi Godane kam bei Einsatz am Montag ums Leben.

09/06/2014, 10:10 AM

Die USA haben mit einem Luftangriff den Anführer der islamistischen Shabaab-Miliz in Somalia getötet. Vier Tage nach einem Militäreinsatz in dem ostafrikanischen Land bestätigte das Pentagon am Freitag in Washington den Tod Godanes, den die Vereinigten Staaten auf ihrer Liste der meistgesuchten Terroristen der Welt geführt hatten.

Der Tod des Shabaab-Chefs sei "ein großer symbolischer und operativer Verlust des größten Al-Kaida-Ablegers in Afrika", erklärte das Weiße Haus. Dem erfolgreichen Militäreinsatz seien "Jahre mühevoller Arbeit unserer Geheimdienst-, Militär- und Justizmitarbeiter vorausgegangen". Die USA würden nun "alle uns zur Verfügung stehenden Werkzeuge" nutzen, um die von der Shabaab-Miliz ausgehende Bedrohung weiter zu bekämpfen.

Anschläge befürchtet

Nach dem Tod des Anführers hat die Regierung des Landes vor neuen Anschlägen durch die Extremisten gewarnt. Es lägen Informationen vor, wonach die Shabaab-Miliz eine Reihe von Racheakten plane, erklärte der für nationale Sicherheit zuständige somalische Minister Kalif Ahmed Ereg am Samstag.

Ziele seien medizinische Einrichtungen, Bildungszentren und andere staatliche Institutionen. Die somalischen Sicherheitskräfte stünden bereit, die Anschläge zu vereiteln, versicherte der Minister. Zugleich rief er die Bevölkerung auf, die Sicherheitskräfte zu unterstützen und sich Gewaltakten entgegenzustellen.

"Hellfire"-Raketen

Das US-Militär hatte den Luftangriff auf ein Treffen Godanes mit Shabaab-Kommandanten laut Pentagon am Montag gegen 17.20 Uhr MESZ in der somalischen Region Unter-Shabelle ausgeführt. Dabei seien Kampfflugzeuge und unbemannte Drohnen im Einsatz gewesen, die mehrere "Hellfire"-Raketen abgefeuert und lasergesteuerte Bomben abgeworfen hätten. Eine Beteiligung von Bodentruppen habe es nicht gegeben, hatte Pentagon-Sprecher John Kirby am Dienstag erklärt.

In den Tagen nach dem Angriff war das Schicksal Godanes zunächst unklar gewesen. Die US-Regierung machte keine Angaben, wie sie den Tod des Milizenführers genau festgestellt habe. Bei ähnlichen Einsätzen stützten sich die US-Geheimdienste in der Vergangenheit aber auf DNA-Proben sowie Erkenntnisse aus den Spähprogrammen.

Sieben Millionen Dollar Kopfgeld

Der 37-jährige Godane hatte 2008 die Führung der Shabaab-Miliz übernommen, nachdem sein Vorgänger Adan Hashi Ayro bei einem US-Raketenangriff getötet worden war. Der auch unter den Namen Abu Zubeyr und Ahmed Abdi Aw Mohammed bekannte Islamist soll eine militärische Ausbildung bei den Taliban in Afghanistan erhalten haben. Der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, hatte ihn als Führer der "Mujaheddin" in Ostafrika anerkannt. Die USA hatten auf Godane ein Kopfgeld von sieben Millionen Dollar (5,38 Mio. Euro) ausgesetzt.

Die 2006 entstandene Shabaab-Miliz führt im Bürgerkriegsland Somalia einen blutigen Kampf gegen die Regierung. Somalische Soldaten und Truppen der Afrikanischen Union (AU) konnten die Islamisten zuletzt zurückdrängen, die Rebellengruppe kontrolliert aber weiter Gebiete im Süden und im Zentrum des Landes. In ostafrikanischen Nachbarstaaten verübte die Shabaab-Miliz eine Reihe von Anschlägen. Unter anderem wird sie verantwortlich gemacht für den Angriff auf ein Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit 67 Toten vom September 2013.

Vergangenen Oktober hatten US-Spezialkräfte bei einem Kommandoeinsatz in der somalischen Hafenstadt Barawe den Auslandschef der Shabaab-Miliz, Abdulkadir Mohamed Abdulkadir, ins Visier genommen. Die Elitetruppe Navy SEALS stieß aber auf Widerstand und musste sich zurückziehen, ohne Abdulkadir wie geplant gefangen nehmen zu können.

Ohne Clan an die Spitze

Am Ende ereilte Ahmed Abdi Godane das gleiche Schicksal wie seinen Vorgänger Aden Ayro im Mai 2008: Getötet bei einem Luftangriff der USA im Süden Somalias. Seitdem hatte Godane - auch bekannt als Mukthar Abu Zubair - die Führung der radikalislamischen Al-Shabaab-Miliz inne.

Sein Aufstieg galt bei einigen Beobachtern als eher ungewöhnlich. "Seine Machtübernahme innerhalb von Al-Shabaab ist unvergleichlich und in vieler Art und Weise widersprüchlich, wenn man sich die Geschichte von Somalias politischen und militärischen Gruppierungen ansieht", zitierte die BBC den auf Al-Shabaab spezialisierten Ostafrika-Experten Rashid Abdi.

Keine Anbindung an Clan

Schließlich habe der aus dem im Norden gelegenen Somaliland stammende Godane über keine Anbindung an einen Clan im Süden verfügt, weiß Rashid. Und das, obwohl die Zugehörigkeit und Treue zu einem solchen im Süden Somalias das entscheidende Kriterium ist, wenn es darum geht, Macht zu erlangen. Die Antwort könnte sein, dass es genau diese Unabhängigkeit angesichts von Clan-Streitigkeiten war, die Godane in die Lage versetzte, junge Somalier unter dem Banner der radikalen Islamisten zu vereinen.

Ein Islam-Studium in Pakistan soll den jungen Godane, dessen Geburtsjahr in einigen Berichten mit 1977 angegeben wird, in den 90er-Jahren in Berührung gebracht haben mit der Ideologie der Dschihadisten. Von Pakistan aus soll er später auch nach Afghanistan gereist und von Al-Kaida eine Kampfausbildung erhalten haben.

Einkaufhaus in Nairobi

Einen der fürchterlichsten Anschläge unter der Ägide Godanes führte die Miliz im vergangenen Jahr in der kenianischen Hauptstadt Nairobi aus. Kämpfer überfielen das Westgate-Einkaufszentrum und töteten mehr als 60 Menschen.

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