Kohls Sohn erhebt schwere Vorwürfe gegenüber Merkel

Walter Kohl, ehemaliger Investbanker und jetzt Leiter einer Automobilfirma
Der Sohn des Altkanzlers Helmut Kohl kritisiert 15 Jahre nach dem Tod seiner Mutter das Verhalten Merkels in der CDU-Parteispendenaffäre.

Angela Merkels Positionierung in der CDU-Parteispendenaffäre aus dem Jahr 1999 wird siebzehn Jahre später noch einmal zum medialen Thema. Walter Kohl, Sohn des Altkanzlers Helmut Kohl, erhob in einem Interview schwerwiegende Vorwürfe gegen die derzeitige Bundeskanzlerin.

"Für mich hat Frau Merkel einen nicht unerheblichen Anteil am Tod meiner Mutter", sagte Kohl im Gespräch mit dem ZEITmagazin.

"Kollateralschaden"

Im Jahr 2001 nahm sich Hannelore Kohl, die an einer schweren Lichtallergie litt, das Leben. Ihr ältester Sohn erklärte nun, dass Merkel "im Machtkampf in der CDU das Leid meiner Mutter einfach als Kollateralschaden hingenommen" habe. Die Vorwürfe betreffen den seinerzeitigen Skandal um illegale Parteispenden an die CDU, die Helmut Kohl nie offengelegt hat. Merkel war damals CDU-Generalsekretärin. Sie, die despektierlich als "Kohls Mädchen" bezeichnet wurde, distanzierte sich völlig überraschend vom langjährigen Partei- und Regierungschef – in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Lawine losgetreten

"Als Politikprofi wusste Frau Merkel, dass sie eine Lawine lostritt, die unsere Mutter und unsere Familie schwer beschädigen würde", sagt nun Walter Kohl. Merkel habe nie öffentlich gesagt, dass Kohls Familie aus dem Spiel zu lassen sei.

Nach Merkels Distanzierung sei seine Mutter öffentlich "auf übelste Art geschmäht, sogar als 'Spendenhure' beschimpft" worden, sagte Kohl. Seine Mutter sei zur Unperson geworden, obwohl sie nichts mit der Affäre zu tun gehabt habe. Daher habe sie sich von Merkel "verraten" gefühlt. Kohl erklärte, die beiden Frauen seien eng befreundet gewesen.

Kohl wolle mit seinen Aussagen nicht die Schuld seines Vaters an der Spendenaffäre relativieren, es gehe ihm um das "menschliche Verhalten von Angela Merkel in diesem parteiinternen Machtkampf".

"Angriff auf den Charakter"

Die Mitteldeutsche Zeitung bezeichnet Kohls Darstellung in einem Kommentar als "hanebüchen, weil er Ursache und Wirkung verdreht: Helmut Kohl war für die Spendenaffäre verantwortlich". Merkels Lossagung von Kohl sei der Versuch gewesen, der CDU einen Neuanfang zu ermöglichen.

Dennoch hält die Kommentatorin die Vorwürfe für nicht unwesentlich für Merkel, da sie einen "Angriff auf den Charakter" darstellen.

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