Altkanzler Schmidt sieht tiefe Krise

Altkanzler Schmidt sieht tiefe Krise
In Deutschland wird Unmut über die EU-Politik laut – auch der Grandseigneur der SPD findet scharfe Worte.

Zuerst der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger, jetzt auch noch Altkanzler Helmut Schmidt: Im sonst so EU-freundlichen Deutschland wird Kritik an der Union immer lauter – die EU verkomme zum „Sanierungsfall“, so der Tenor. Genau diesen Begriff hatte Oettinger am Mittwoch gebraucht, etwa Mitgliedstaaten wie Bulgarien, Italien oder Rumänien auszurichten, dass sie „unregierbar“ seien und die EU somit auf wackeligen Kurs brächten.

Nichts funktioniere, nur die EZB

Tags darauf hat Schmidt nochmals nachgelegt. Der medial wie kein anderer Ex-Politiker präsente deutsche Altkanzler hat bei einem Gespräch mit dem früheren französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing der EU eine Krise attestiert. Es gebe keine Eurokrise, sondern eine „Krise der europäischen Institutionen", meinte der 94-Jährige am Mittwochabend in Paris. Auch Giscard d’Estaing sah dies so - die einzige Institution, die funktioniere, sei die Europäische Zentralbank.

Vor allem die Europawahlen im kommenden Jahr sehen die beiden kritisch: Giscard d'Estaing warnte gar vor einem "Desaster“, sollte es bis dahin keine Verbesserung geben. Der ehemalige französische Präsident schlug die Einrichtung einer Gruppe unter deutsch-französischem Vorsitz vor, die ein monatliches Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone organisiert.

Letzter Besuch

Schmidt, der im Rollstuhl saß und wie gewohnt eine Zigarette nach der anderen rauchte, sagte zudem, dies sei wohl sein letzter Besuch in Frankreich - danach werde er sich nicht mehr bewegen, so der 94-Jährige Schmidt war von 1974 bis 1982 Kanzler. Giscard d'Estaing war fast zur selben Zeit (1974 bis 1981) französischer Staatspräsident.

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