Salafist kritisiert IS: "Er schickt die einfach in den Tod"

Infobroschüren zum Thema Salafismus in Bayern.
Der deutsche Verfassungsschutz hat eine Audio-Nachricht eines IS-Kämpfers veröffentlich.

"Jetzt kommt das Derbste, Bruder", sagt Bilal. Der IS-Kämpfer spricht dabei über seinen Anführer: "Er schickt die einfach in den Tod. Das ist so, du kannst gleich 'ne Pistole nehmen und dir in Kopf schießen."

Die Zeit hat die Geschichte Bilals zusammengetragen: Aufgewachsen in Hamburg, ist er im Mai 2015 ins Bürgerkriegsland Syrien gereist. Er wollte den IS im "Heiligen Krieg" unterstützen. Ein paar Wochen später ist er tot. Hat der IS mit ihm kurzen Prozess gemacht? In Hamburger Salafisten-Kreisen geht dieses Gerücht um, heißt es vom deutschen Verfassungsschutz.

Bilal spricht im nun veröffentlichten Audo-File über Trainingslager, über falsche Versprechen, darüber, dass er nicht in die Moschee gehen durfte - und trotzdem ging. Darüber, dass "Brüder" einfach in den Tod geschickt werden.

Fakt ist: Der Verfassungschutz hat die Sprachnachricht. Und will mit der Veröffentlichung jene erreichen, die sich vielleicht dem IS anschließen könnten. "Er wollte ausdrücklich, dass die Botschaft öffentlich wird", zitiert Die Zeit einen Sprecher des Verfassungsschutzes.

Die Bundesrepublik will die Radikalisierung innerhalb seiner Grenzen bekämpfen. Schließlich habe sich die Zahl der Salafisten in Deutschland innerhalb von vier Jahre mehr als verdoppelt - auf 8.600. Mehr als 740 Anhänger sind bisher nach Syrien und in den Irak ausgereist.

Die veröffentlichte Sprachnachricht zum Anhören.

Terroristen in Europa, Kämpfer nach Nahost

Neben bis zu 5.000 möglichen IS-Terroristen, die sich laut aktuellen Schätzungen in Europa aufhalten, sollen ebenso viele Personen aus Westeuropa zumindest temporär im Irak oder Syrien für die Terrormiliz tätig sein. 260 Personen sind davon laut Innenministerium aus Österreich, 40 sind tot, 80 kamen wieder retour: Hier handelt es sich nicht um Schätzungen, sondern um konkrete Ermittlungsverfahren.

"Wir liegen in diesem Bereich nicht unter dem Schnitt", sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck angesprochen auf die in Relation zum Bevölkerungsstand hohe Zahl, etwa im Vergleich zu Deutschland, wo von 760 Personen die Rede ist (Stand: Dezember 2015). "Jedoch gehen wir auch davon aus, dass das Dunkelfeld in Österreich relativ gering ist", so Grundböck weiter. Das bedeutet, man geht davon aus, dass ein relativ großer Teil der aus Österreich stammenden Mitglieder der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" erfasst worden ist.

Ebenso sei es eine Frage des demografischen Hintergrunds in Österreich, was den höheren Anteil erkläre, so Grundböck. Schätzungen gehen davon aus, dass rund die Hälfte der IS-Kämpfer aus Österreich aus Tschetschenien stammt.

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