MH17: Kreml soll Satellitenbilder manipuliert haben

Trümmer eines Flugzeugs liegen auf einem Feld mit Sonnenblumen im Hintergrund.
Ukraine sei Schuld am Absturz von MH17, sagt Russland. Eine Analyseteam behauptet nun: Bilder wurden gefälscht.

Forensische Analyse von Satellitenbildern des russischen Verteidigungsministeriums" heißt jenes Dokument, das belegt soll, dass Russlands Satellitenfotos zum Absturz von Flug MH17 gefälscht wurden. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer unabhängigen Analyse von Investigativjournalisten, die ihre Untersuchung auf der Internetseite bellingcat.com veröffentlicht haben.

Laut dem Bericht wurden die vom russischen Verteidigungsministerium propagierten Bilder falsch datiert und digital verändert. Der Kreml hätte dabei auf die Software Adobe Photoshop CS5 zurückgegriffen, erklären die Rechercheure mithilfe einer ausführlichen Metadatenanalyse.

Russlands Fotos

Anhand einiger Satellitenfotos, die kurz nach dem Absturz der Boeing 777 auf einer internationalen Pressekonferenz präsentiert wurden, wollte die russische Regierung belegen, dass die Ukraine Schuld an dem tragischen Unglück sei, bei dem alle 289 Insassen getötet wurden.

Ein Lagezentrum mit einer großen Anzeige von Karten und Satellitenbildern der Ukraine.
epa04325266 A map of air defense locations in the area of Donetsk during a briefing by Lieutenant-General Andrei Kartopolov, Head of the Main Operative Department of the Russian General Staff (2-R), and Lieutenant-General Igor Makushev, Head of the Air Force General Staff (R), on the circumstances of the crash of Malaysian Airlines MH17, at the Situations Center of the Russian Defense Ministry in Moscow, Russia, 21 July 2014. A Malaysia Airlines Boeing 777 with more than 280 passengers on board crashed in eastern Ukraine on 17 July. The plane went down between the city of Donetsk and the Russian border, an area that has seen heavy fighting between separatists and Ukrainian government forces. EPA/YURI KOCHETKOV

Internationale Pressekonferenz der russischen Regierung

Auf einem der russischen Satellitenbilder soll zu sehen sein, dass am Tag des Absturzes mindestens ein Buk-Raketenwerfer der ukrainischen Armee nicht mehr auf dem Militärstützpunkt nördlich von Donezk stand. Ein anderes Satellitenfoto soll belegen, dass zwei selbstfahrende Raketenwerfer und ein weiteres Militärfahrzeug des ukrainischen Militärs südlich des Dorfes Zaroschinskoe stationiert waren.

Wörtlich heißt es in der Bildunterschrift: "Auf dem Foto vom Morgen des gleichen Tages der Nähe des Dorfes Zaroschinskoe, 50 km östlich von Donetsk und 8 km südlich von Schachtarsk ist eine 'BuK' Batterie zu sehen. Stellt sich die Frage, warum die Batterie in der Nähe war, in der Nähe des von der Miliz kontrollierten Gebietes, und kurz vor der Tragödie?"

Digital verändert

Nun hätte aber die Untersuchung des Bellingcat-Investigationteams ergeben, dass die Satellitenbilder "unzweifelhaft" im Zeitraum zwischen dem 1. Juni und dem 18 Juni 2014 entstanden seien - also rund einem Monat vor dem Absturz am 17. Juli 2014, und nicht wie behauptet am 14. Juli. Das würde ein Vergleich mit öffentlich zugänglichen Satellitenbildern zeigen.

Zudem wären mit hoher Wahrscheinlichkeit Dinge (z.B. Wolken) eingefügt worden, um "weitere Details zum Vergleich mit anderen Bildern" zu verdecken. Außerdem seien die Buk-Raketenwerfer von einem Bild entfernt und auf einem anderen nachträglich hinzugefügt worden.

Kurz nach der Veröffentlichung der Untersuchung hagelte es aber Kritik von allen Seiten. Die Analyse sei zum einen nicht vollständig und basiere zum anderen auf einer nicht stichhaltigen Vorgehensweise, so einige Experten.

Zum Flug MH17

Der Flug MH17 war am 17. Juli 2014 über einem von prorussischen Soldaten kontrollierten Gebiet der Ostukraine abgestürzt. Seit Monaten wechseln Rätselraten und gegenseitige Schuldzuweisungen rund um den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine ab. Im vergangenen Sommer gab es einen ersten Zwischenbericht niederländischer Ermittler. Laut diesem wurde das Flugzeug durch "eine Vielzahl hochenergetischer Objekte" zum Absturz gebracht.

Der Endbericht soll im Sommer veröffentlicht werden. Ob die Schuldigen dann tatsächlich ausfindig gemacht werden können, wird sich erst zeigen. Heute wurde auch bekannt, dass 6000 Stellen bei der krisengebeutelten Fluglinie Malaysia Airlines gestrichen werden (zum Bericht).

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