Russland sieht Polen als mögliche Bedrohung

Polish National Flag Day in Swinoujscie
Den Russen schmeckt die polnische Haltung im ukrainischen Krieg so gar nicht.

Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow wirft Polen eine feindliche Rhetorik vor und erklärt, die Regierung in Warschau könne sich zu einer Quelle der Bedrohung entwickeln.

Polen gehört zu jenen westlichen Ländern, die sich von Beginn an entschieden für Sanktionen gegen Russland eingesetzt haben. Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki etwa forderte Anfang April ein "radikales Programm" der Abkehr von russischen Rohstoffen sowie die Konfiszierung russischen Staats- und Oligarcheneigentums. Ziel der Maßnahmen müsse es sein, Kremlchef Wladimir Putin zu stoppen. 

"Polen ist stolz darauf, auf Putins Liste der unfreundlichen Länder zu stehen", meinte etwa Umweltministerin Anna Moskwa am Montag.

Premier Morawiecki: Putin begeht Völkermord

In einem aktuellen Interview mit Euronews bezeichnete der polnische Premier Morawiecki Putin als "Kriegsverbrecher", der in der Ukraine "Völkermord" begehe. "Putin ist ein Kriegsverbrecher und wofür er in der Ukraine verantwortlich ist, übersteigt einfach jede Vorstellungskraft. Ich denke, wir sollten ein internationales Tribunal schaffen, um die Verbrechen aufzudecken und wieder für Gerechtigkeit zu sorgen, wenn der Krieg vorbei ist", so Morawiecki nach der gestrigen Geberkonferenz.

Solange Putin an der Macht sei, dürfe Europa nicht zur Tagesordnung übergehen. "Dieses Russland ist totalitär, es ist nationalistisch, es ist imperial, und dieses Russland will das russische Imperium und einen postsowjetischen Staatstyp wiederherstellen", sagte Morawiecki gegenüber Euronews. 

Morawiecki glaubt, dass der Krieg eher früher, denn später vorbei sein wird und danke den ukrainischen Kämpfern für ihren Einsatz. Sie würden nicht nur für ihre Freiheit, sondern auch die Sicherheit und den Frieden ganz Europas verteidigen. "Wir alle sollten also dankbar sein für die enorme Tapferkeit und den Mut und für das, was sie zu ihrer Verteidigung tun ihre Souveränität und Freiheit", sagte Morawiecki.

Dass Russland mit Atomwaffen gedroht hat, wertet der polnische Premier als ein Zeichen der Schwäche, räumte aber auch ein: "Aber niemand weiß es, weil dies in der Hand der Kreml-Führung liegt."

Geberkonferenz

Am Donnerstag fand in Warschau eine von Polen gemeinsam mit Schweden organisierte Geberkonferenz statt, bei der mehr als 6,17 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe für die Ukraine gesammelt werden konnte. 

Polen weigerte sich auch, Erdgas nicht wie von Russland gefordert in Rubel zu bezahlen. Entsprechend wurde die Versorgung Polens mit russischem Gas über die Jamal-Pipeline vorübergehend gestoppt. Der polnische Erdgaskonzern PGNiG wertet die Änderung der Zahlungsmodalitäten als Bruch bestehender Verträge, Schadenersatz wegen Vertragsbruchs stand im Raum.

Auch Waffen liefert Polen der Ukraine: Seit Beginn des russischen Angriffs wurden Panzerabwehrraketen, Luftabwehrraketen, Mörser, Munition und Drohnen im Wert von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro geliefert. 

40 Panzer sowie etwa 60 gepanzerte Transporter sollen laut polnischen Medien noch ins Nachbarland geliefert worden sein. Die Regierung hat dies bisher aber bislang nicht offiziell bestätigt.

Polen zählt 3,14 Millionen Flüchtlinge

Rund 3,14 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine haben sich seit Beginn der russischen Angriffskriegs ins Nachbarland Polen in Sicherheit gebracht. Das teilte der polnische Grenzschutz am Mittwoch auf Twitter mit. Allein am Dienstag seien 19.400 Menschen angekommen - ein leichter Anstieg um 4 Prozent im Vergleich zum Vortag.

In Richtung Ukraine überquerten 15.800 Menschen die Grenze. Insgesamt sind damit seit Kriegsbeginn eine Million Menschen in die Ukraine eingereist. Dabei handelt es sich meist um ukrainische Staatsbürger, die in Gebiete reisen, die von der ukrainischen Armee zurückerobert wurden.

Die Ukraine hatte vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner. Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze. Es gibt keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele in andere EU-Staaten weitergereist sind.

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