Parlamentarier prügeln sich ums Russische

Abgeordnete in der Ukraine lieferten sich eine handfeste Debatte im Streit um den Umgang mit der russischen Sprache.

Im ukrainischen Parlament flogen – wieder einmal – die Fäuste: Bei einer Debatte verloren am Dienstag einige Abgeordnete die Fassung und tauschten Schläge anstelle von Argumenten aus. Der Anlass: das Russische.

Der Redner der regierenden Partei der Regionen, Olexander Efremow, wurde anfangs von rechten Oppositionsmitgliedern ausgebuht, weil er russisch sprach - dann beschimpfte der Gescholtene die Mandatare der Freiheits-Partei („Sowoboda“) als Neo-Faschisten. Als anschließend deren Chef Oleg Tiagnybok ans Rednerpult trat und ukrainisch sprach, reagierten die Parlamentarier der Partei der Regionen ebenfalls mit lauten Zwischenrufen. Swoboda-Anhänger drängten daraufhin zum Rednerpult, nach einem Gedränge begann die Prügelei.

Der Parlamentsvorsitzende versuchte den folgenden Tumult zu unterbinden - vergeblich. Die Sitzung - übrigens die erste Zusammenkunft der rund 450 Angeordneten in Kiew seit fast einem Monat, da mehrere Oppositionsparteien den normalen Parlamentsbetrieb zuvor aus Protest blockiert hatten - musste abgebrochen werden.

Russisch als „Beleidigung“

Ausufernde Debatten über die Verwendung des Russischen in der Ukraine haben bereits Tradition – ebenso wie Tumulte und Prügeleien unter Abgeordneten im ukrainischen Parlament nicht selten sind.

Die Sprachenfrage ist im ganzen Land heftig umstritten. Im Osten und Süden leben Millionen Bürger, die im Alltag auch russisch sprechen und das Russische als ihre Muttersprache bezeichnen. Auch wirtschaftlich ist man in diesen Regionen eng mit der Ex-Sowjetmacht Russland verbunden. Im Westen hingegen dominiert das Ukrainische – dort wird es auch als Beleidigung angesehen, in der Sprache der ehemaligen Großmacht zu sprechen.

Präsident Viktor Janukowitsch von der Partei der Regionen, die traditionell Russland zugewandt ist, hatte nach seiner Wahl 2010 versprochen, russisch zur zweiten Amtssprache der Ukraine zu machen.

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