Räumung von Europas größtem Flüchtlingslager begonnen

A general view of the immigration centre near the Sicilian village of Mineo
Europarats-Menschenrechtskommissarin rügt Italien. Protest auf Samos gegen unmenschliche Zustände.

Am Donnerstag hat nach Plan die Räumung von Europas größtem Flüchtlingslager im sizilianischen Mineo nahe Catania begonnen. Die ersten 50 Asylwerber verließen die Einrichtung an Bord von Bussen und wurden in kleineren Einrichtungen in Siracusa, Ragusa und Trapani auf Sizilien untergebracht, teilten die Behörden nach Medienangaben vom Donnerstag mit.

Weitere 50 Asylbewerber werden am 17. Februar das Flüchtlingslager von Mineo verlassen, in der bisher 1.200 Personen, darunter 85 Minderjährige, untergebracht waren. Die Flüchtlingseinrichtung soll bis Ende dieses Jahres komplett geschlossen werden. Der Direktor der Einrichtung, Francesco Magnano, berichtete, dass die Migranten rechtzeitig informiert worden seien, dass sie das Lager verlassen müssen. "Niemand wird deportiert", versicherte Magnano. Erst vor zwei Wochen war Italiens zweitgrößtes Flüchtlingslager in Castelnuovo nahe Rom geräumt und geschlossen worden.

Inzwischen rügt die Menschenrechtskommissarin des Europarats Italiens Regierung wegen ihrer Migrationspolitik scharf. Sie rufe Rom dringend dazu auf, die Menschenrechte der Migranten zu wahren, schrieb Dunja Mijatovic in einem Brief an Italiens Premierminister Giuseppe Conte, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Auch im Streit mit anderen Mitgliedstaaten um die Aufnahme dieser Menschen müssten humanitäre Erwägungen immer an erster Stelle stehen.

Mijatovic zeigte sich wegen den möglichen Auswirkungen des neuen Sicherheits- und Migrationspakets auf das Leben der Migranten in Italien besorgt. Sie äußerte etwa die Sorge, dass der Zugang der Migranten zu Gesundheitsdienstleistungen und Bildung erschwert werden könnte.

Protest auf Samos gegen unmenschliche Zustände in Lager

Aus Protest gegen die Zustände im restlos überfüllten Registrierlager auf der griechischen Insel Samos haben dort Beschäftigte aller staatlichen und kommunalen Behörden die Arbeit niedergelegt. Auch zahlreiche Läden blieben am Donnerstag geschlossen. Der "Hotspot" von Samos sei zu "einem Lager der vergessenen Seelen" geworden, erklärte Inselbürgermeister Michalis Angelopoulos.

Die Menschen müssten dringend zum Festland gebracht werden. Humanitäre Organisationen prangern seit Monaten an, dass die Situation vor allem im Lager auf Samos mit einer Aufnahmekapazität für 648 Menschen dramatisch sei. Dort leben nach Angaben der griechischen Regierung 3.700 Menschen. Viele Migranten seien in schwer beheizbaren und feuchten Containern untergebracht, etwa ein Drittel in Zelten - auch rund um das überfüllte Lager.

Um die Lager auf den Inseln zu entlasten, brachte die Regierung in Athen in den vergangenen Monaten Tausende Migranten zum Festland. Es handelt sich um besonders Schutzbedürftige wie Familien, alleinstehende Frauen und Minderjährige sowie Mitglieder religiöser Minderheiten. In und um die Registrierzentren der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos leben zurzeit knapp 14.800 Menschen.

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