Putin-Wodka für Berlusconi: EU-Kommission wittert Sanktionsbruch

ITALY-RUSSIA-DIPLOMACY
Nach der angeblichen Lieferung von zwanzig Flaschen zu Berlusconis Geburtstag wies die Sprecherin der EU-Kommission auf das europäische Verbot von Alkoholimporten aus Russland hin.

Nachdem er gegenüber seinen Parlamentariern erzählt hatte, er habe zu seinem Geburtstag am 29. September 20 Flaschen Wodka von seinem "Freund" Wladimir Putin erhalten, ist Italiens viermaliger Premier Silvio Berlusconi ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die Sprecherin der EU-Kommission, Arianna Podestà, betonte bei der täglichen Pressekonferenz, das im Rahmen des fünften Sanktionspaket gegen Russland das Verbot von Alkoholimporten verlängert wurde, was auch Wodka einschließe.

"Die Umsetzung der Sanktionen liegt eindeutig in der Verantwortung der Mitgliedstaaten, und die EU-Kommission arbeitet bei der Umsetzung mit ihnen zusammen" sagte die Sprecherin. Auch der Generalkonsul der Ukraine in Mailand, Andrej Kartisch, kritisierte Berlusconi. "20 Flaschen Wodka umsonst sind keine gute Ausrede für die Wiederaufnahme von Beziehungen zu einem Mörder und Kriminellen", kommentierte Kartisch.

20 Flaschen

Kritik kam auch von der Europäischen Volkspartei (EVP), der Berlusconis rechtskonservative Partei Forza Italia angehört. "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für Beziehungen zu Putin, er ist kein Freund, sondern ein Kriegsverbrecher. Berlusconi soll ihm seine Wodka zurückschicken", sagte der polnische Delegationsleiter der EVP, Andrzej Halicki, im Interview mit Euronews. Er kritisierte, dass Berlusconis Äußerungen "Spannungen innerhalb der EVP" verursacht hätten.

"Ich habe die Beziehungen zu Präsidenten Putin ein wenig wieder aufgenommen. Er hat mir zu meinem Geburtstag 20 Flaschen Wodka und einen sehr süßen Brief geschickt. Ich habe ihm mit Flaschen Lambrusco und einem ebenso süßen Brief geantwortet", sagte Berlusconi laut einer Tonaufnahme, die am Dienstag von italienischen Nachrichtenagenturen verbreitet wurde.

Alte Geschichte?

Damit gab der 86-jährige Medienzar zu verstehen, dass er die Beziehungen zu Putin nach dem Angriff auf die Ukraine wiederaufgenommen habe. Dies wurde jedoch von Berlusconis Vertrauensleuten entschieden dementiert. "Berlusconi hat den Parlamentariern eine alte Geschichte erzählt, die auf das Jahr 2008 zurückgeht", betonte die "Nummer zwei" der Partei, Ex-EU-Parlamentschef Antonio Tajani, der als möglicher Außenminister in einer Rechtsregierung der Wahlsiegerin Giorgia Meloni gehandelt wird. Auch Berlusconi versicherte später, dass er nur "eine alte Geschichte" erzählt habe.

Seit ihrem ersten Treffen 2001 beim G8-Gipfel in Genua pflegten Berlusconi und Putin nach früheren Angaben des damaligen italienischen Regierungschefs eine "echte, tiefe und ehrliche Freundschaft". 2017 flog Berlusconi nach Moskau, um mit Putin dessen 65. Geburtstag zu feiern. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar zeigte sich Berlusconi "zutiefst enttäuscht". In einem Interview im September zeigte der Medienunternehmer aber Verständnis für den Angriff, zu dem Putin "gedrängt worden" sei.

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