"Provinz Sinai": Gefährlichste Terrormiliz in Ägypten

Radikalislamisten und heimische Beduinen sollen zum Ableger des "Islamischen Staates" gehören.

Die militante Gruppe "Provinz Sinai" ist die aktivste Rebellengruppe in Ägypten. Sie wurde mit zahlreichen Anschlägen in der Sinai und anderen Regionen, bei denen hunderte Menschen getötet wurden, in Verbindung gebracht. In einer Audiobotschaft brüsteten sich die Extremisten, das russische Passagierflugzeug, das am vergangenen Samstag über dem Sinai abgestürzt ist, von der Luft "heruntergeholt" zu haben. Nun schließt kaum noch jemand aus, dass ein Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" hinter dem Absturz steckt.

Soldaten stehen vor einem Container mit Gepäck und Kleidung in einem Wüstengebiet.
A handout picture taken on November 2, 2015 and released on November 3, 2015 by Russia's Emergency Ministry shows Russian emergency services personnel and Egyptian servicemen working at the crash site of a A321 Russian airliner in Wadi al-Zolomat, a mountainous area of Egypt's Sinai Peninsula. Russian airline Kogalymavia's flight 9268 crashed en route from Sharm el-Sheikh to Saint Petersburg on October 31, killing all 224 people on board, the vast majority of them Russian tourists. AFP PHOTO / RUSSIA'S EMERGENCY MINISTRY *RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / RUSSIA'S EMERGENCY MINISTRY" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS *
Auf der ägyptischen Halbinsel Sinai sind die Extremisten seit 2011 unter der Bezeichnung "Ansar Beit al-Maqdis" (die Unterstützer Jerusalems) aktiv. Zunächst konzentrierten sich die Islamisten, wie der Name auch sagt, auf Ziele in Israel. Sie sabotierten beispielsweise Gasleitungen und feuerten Raketen auf den Nachbarstaat ab. Zur "Provinz Sinai" wurde die Miliz nachdem sie im November 2011 der Terrororganisation " Islamischer Staat" die Treue schwor.

Nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 konzentrierte man sich ausschließlich auf Attacken gegen staatliche Sicherheitskräfte.

Bis zu 1500 Kämpfer

Der IS-Ableger, der als gefährlichste Gruppe in Ägypten gilt, ist für mehrere Terroranschläge in der Region verantwortlich: Im Juni wurde der ägyptische Generalstaatsanwalt Hischam Barakat trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen durch eine Autobombe getötet; Anfang Juli startete die "Provinz Sinai" eine Serie von Attacken gegen die Armee, bei der über 100 Menschen ihr Leben verloren; Im August entführten und töteten die Islamisten den Kroaten Tomislav Salopek, der in Ägypten als Ingenieur für ein französisches Energieunternehmen tätig war.

Fast täglich melden ägyptische Streitkräfte Gefechte mit den Islamisten, deren größte Bastion der Sinai ist. Die Organisation soll inzwischen zwischen 1000 bis zu 1500 Kämpfer zählen, zu denen Radikalislamisten und einheimische Beduinen zählen.

Expansion der "Provinz-Sinai"-Gruppe

Es wird vermutet, dass die "Provinz Sinai" die Kontrolle über die ägyptische Halbinsel übernehmen soll, um sie anschließend an den "Islamischen Staat", der im Irak und Syrien sein Unwesen treibt, abzutreten. Bislang scheint ihr Plan auch aufzugehen. Das Gebiet auf der Halbinsel ist dünn besiedelt und unterentwickelt. Viele der Einheimischen fühlen sich von der Regierung in Kairo marginalisiert und unterstützen deshalb die militanten Islamisten.

In den vergangenen Monaten weitete sich das Herrschaftsgebiet der "Provinz Sinai"-Gruppe über den Sinai aus, was auch zu einer Tragödie in der Wüste im Westen Ägyptens geführt hat. Am 13. September hatte der Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" in einer online verbreiteten Stellungnahme behauptet, in der Region in Gefechte mit der Armee verwickelt zu sein. Die ägyptischen Sicherheitskräfte attackierten bei der Verfolgung irrtümlich eine mexikanische Touristengruppe, die man für Extremisten hielt. Zwölf Menschen wurden getötet.

Die Wüstenregion ist ein beliebtes Touristenziel. Zugleich ist es aber auch ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, wie eben der "Provinz-Sinai"-Gruppe.

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