Promi-Schützenhilfe für Obama und Romney

Promi-Schützenhilfe für Obama und Romney
USA: Beim Rennen um das Weiße Haus kommt den Präsidentschaftskandidaten jede Unterstützung von Prominenten gerade recht.

Ist jede Werbung auch gute Werbung? Während die Parteinahme berühmter Menschen im österreichischen Wahlkampf nur sehr am Rande eine Rolle spielt, hat sie in den USA Tradition. Und von Werbung können US-Präsidentschaftskandidaten nicht genug bekommen. Denn das Zauberwort heißt bei jeder Wahl "Mobilisierung" . Deshalb schätzen Politiker die Unterstützung von Schauspieler n, Sängern und anderen bekannten Gesichtern, denn so erhöht sich die Aufmerksamkeit im mediendominierten Wahlkampf.

Dennoch ist der Einfluss der prominenten Unterstützer begrenzt. Es geht vor allem ums Geldsammeln. Wie sehr sie die Wähler bewegen, ist schwer zu messen. Zumindest eine US-Studie belegte aber, dass die Unterstützung von Oprah Winfrey – die als eine der einflussreichsten Frauen der Welt gilt – Barack Obama bei der Vorwahl gegen Hillary Clinton 2008 rund eine Million Stimmen und somit den Sieg gebracht hat.

Andere Untersuchungen kommen zum Schluss, dass "Celebrity Endorsements" dem Kandidaten oft mehr schaden als helfen. Davon lassen sich die polit-interessierten Promis aber nicht abhalten. Der KURIER zählt die bekanntesten und erfolgreichsten Wahlhelfer auf.

Demokraten: Star-Aufgebot für Obama

"Obama, Clooney and You." Mit diesem Spruch warb George Clooney im Mai für Barack Obama. Er ist heuer wohl der prominenteste Unterstützer des US-Präsidenten in der Kampagne zu dessen Wiederwahl. Clooney lud in sein Haus in L.A., wo der österreichische Starkoch Wolfgang Puck aufkochte. Die Gäste durften an der Tafel mit ihm, Obama und namhaften Gästen wie Robert Downey jr. , Barbra Streisand und Halle Berry Platz nehmen – wenn sie 40.000 Dollar lockermachten. Zwei Tickets wurden verlost.

Barack Obama fischt seine Unterstützer aus einem riesigen Pool in Hollywood. Von Eva Longoria über Kevin Costner bis Jeff Bridges haben sich etliche Schauspieler schon 2008 hinter ihn gestellt. Auch viele Musiker unterstützen den "coolen" Obama, etwa Beyoncé , Alicia Keys und Lady Gaga. Der Late-Night-Moderator Bill Maher spendete eine Million Dollar. "Zum Teil aus Angst vor Santorum und Romney", gab er zu: Obama sei bis jetzt nicht der beste Präsident gewesen. "Aber bei der Alternative sehe ich keine andere Wahl."

Bei Bill Maher ist es ein leiser Anflug von Kritik. Einer der größten Unterstützer Obamas, Schauspieler Matt Damon , ist da schon direkter. Er wünsche sich einen Präsidenten mit "Eiern", sagte er dem Magazin Elle. Es wäre besser gewesen, wenn er einige der Dinge erledigt hätte, die er versprochen hat. Auch der Superstar unter den Talkshow-Moderatoren, Oprah Winfrey , die Frau, die sich 2008 mit aller Kraft für Obama eingesetzt hatte, schraubte ihre aktive Unterstützung diesmal zurück. Sie sei aber da, wenn der Präsident sie brauche, sagte sie.

Viele Obama-Anhänger der letzten Jahre sind enttäuscht und desillusioniert. Clooney hat dafür nichts übrig: "Desillusioniert von Obama? Ich bin desillusioniert von den Menschen, die von Obama desillusioniert sind." Er wundere sich, warum die Demokraten ihre Erfolge nicht besser verkauften.

Die, die immer noch für Obama in die Bresche springen, haben ihre Erklärungen für die sinkenden Zustimmungswerte: "Eine Wiederwahl ist immer schwierig", sagte etwa Andy Spahn, ein ehemaliger Berater für Spendensammler, zur Huffington Post. Die aktuelle Stimmung unter den Demokraten Hollywoods sei aber "gereifter Enthusiasmus". Die Unterstützung sei immer noch stark. Und Chad Griffin, ein Kommunikationsstratege aus L.A., der selbst für Obama Spenden sammelt, erklärt es sich so: Die Nation konzentrierte sich jetzt auf die republikanische Kandidatensuche. "Wenn es nur noch die beiden Kandidaten gibt, dann wird der Kontrast riesig sein."

Schon im Wahlkampf 2008 stempelten die Republikaner den Demokraten Obama wegen seiner vielen Unterstützer in Hollywood als Freund von Paris Hilton und Britney Spears ab. Und auch diesmal wieder: "Nach vier Jahren mit einem Promi-Präsidenten – ist Ihr Leben wirklich besser geworden?", fragte Ex-Bush-Berater Karl Rove im Juni in einer Talkshow.

Republikaner: Alte Haudegen für Romney

Er war der Überraschungsgast des republikanischen Parteitages: Clint Eastwood s Auftritt vor der konservativen Menge in Tampa war ein PR-Spektakel. Der 82-jährige "Dirty Harry" ist eingefleischter Republikaner, wenn auch ein gemäßigter. Seine Hoffnung sei, so der Oscar-Preisträger, dass Mitt Romney ein faires Steuersystem schaffe, das "die Leute nicht gegeneinander aufbringt".

Wenn Prominente offen Werbung für Politiker machen, geht es nicht nur um Publicity, sondern hauptsächlich ums Geld. Und da hat Romney ein Schwergewicht an seiner Seite: Bauunternehmer und inbrünstiger Obama-Feind Donald Trump hat allein bei einem Abendessen in Las Vegas zwei Millionen Dollar für Romneys Wahlkampf-Kassa aufgestellt. Dass sich Trump damit blamiert, immer noch Obamas Geburtsurkunde anzuzweifeln, nimmt Romney zähneknirschend in Kauf.

Auch auf den Rock-Bühnen gibt es Unterstützung für die Grand Old Party: KISS-Frontman Gene Simmons etwa wandte sich enttäuscht von Obama ab und Romney zu – wegen dessen Wirtschaftskompetenz: "Amerika ist ein Geschäft und sollte auch so geführt werden", so Simmons, der selbst Millionen mit Merchandise-Produkten verdiente. Auch der ehemalige Gitarren-Held Ted Nugent ist Romney-Fan. Der radikale Waffennarr, der selbst mit Kandidaturen liebäugelte, stimmt brachiale, teils hasserfüllte Töne an, wenn es um den Präsidenten geht: "Obama ist ein Stück Scheiße, er soll an meiner Maschinenpistole nuckeln." Wegen dieser und ähnlichen Aussagen bekam Nugent Besuch vom Secret Service.

Promi-Schützenhilfe für Obama und Romney

Gemäßigter ist sicher der neueste Zuwachs im Team Romney: Der Musiker Kid Rock unterstützt die Konservativen hauptsächlich deshalb, weil er aus Detroit stammt. Als Romney dem Rocker, der gerne mit Drogen- und Prügel-Eskapaden auffällig wird, versprach, der untergegangenen Auto-Metropole zu helfen, willigte Kid Rock ein. Sein Lied "Born Free" wurde zum Kampagnen-Song.

Als weibliches Aushängeschild präsentieren die Republikaner gerne Model-Ikone Cindy Crawford , die 2008 auch noch auf demokratischer Seite stand. Die 46-Jährige trat in einem Video für eine Spenden-Veranstaltung auf – Crawford wollte sich jedoch nicht dazu äußern. Sie ließ aber ausrichten, dass sie nur Romneys Sohn Tagg , einem Freund, einen Gefallen tun wollte.

Der wichtigste Trumpf im Ärmel von Mitt Romney kann aber nur einer sein: TV-Haudrauf Chuck Norris , dem in unzähligen Internet-Witzen übermenschliche Kräfte nachgesagt werden ("Chuck Norris kennt die letzte Ziffer von Pi"). Der Republikaner, der schon in früheren Wahlkämpfen lautstark mitmischte, hält Obama für einen "Sozialisten", die USA würden unter ihm dem Sittenverfall anheimfallen. "Mitt Romney hat die Fähigkeiten, diese fundamentale Transformation Amerikas zu stoppen", so der Schauspieler.

Demokraten feiern Obama

Von Montag an kommen auch die Demokraten zu ihrem Parteitag zusammen, nachdem die Republikaner ihren bereits mit der Nominierung Mitt Romneys beendet haben. Bis zum 6. September werden rund 6000 Delegierte nach Charlotte, North Carolina, kommen und darüber hinaus Tausende Besucher und Journalisten. Der Bundesstaat gilt als Swing State, in dem noch Stimmen für beide Parteien zu holen sind.

Beginnen wird das Polit-Spektakel am Labour Day mit einem großen Fest, bei dem am Montag u. a. auch Jeff Bridges mit seiner Band auftreten will. Die demokratische Veranstaltung selbst ist zweigeteilt: Zunächst wird in der Time Warner Cable Arena gefeiert: Michelle Obama, Bill Clinton, Eva Longoria und Caroline Kennedy sollen dabei die Parteianhänger anheizen. Am Donnerstag schließlich wird Präsident Obama seine Rede im Bank of America Stadium halten.

Nach Schätzungen wird der Parteitag der Stadt und den umliegenden Orten mehr als 150 Millionen Dollar einbringen.

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