Tschechiens Premier bestreitet Produktion von Nervengift

Ministerpräsident Andrej Babis versucht, die Vorwürfe Russlands zu entkräften, Tschechien besäße größere Mengen des Giftes.

In der Giftaffäre um den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal hat Tschechien die Produktion des Nervengifts Nowitschok bestritten. Dieses sei "in Tschechien weder produziert, noch entwickelt, noch gelagert" worden, sagte Ministerpräsident Andrej Babis am Montag im Fernsehsender CT. Anderslautende Aussagen von Präsident Milos Zeman beruhten auf einem "Missverständnis".

Es habe eine unterschiedliche Interpretation der Worte "Produktion" und "Test" gegeben, erläuterte die Prager Regierungskanzlei nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK. Babis äußerte sich nach einem Treffen mit den Chefs des zivilen und militärischen Geheimdienstes. Demnach habe ein tschechisches Militärinstitut eine "mikroskopische Menge" der Substanz für Testzwecke verwendet. Es habe sich aber nicht um jene Unterform des Nervengiftes gehandelt, das Anfang April gegen Skripal eingesetzt worden war.

Anschuldigungen Russlands

Zeman hatte am vergangenen Donnerstag gesagt, dass Nowitschok auch in Tschechien produziert worden sei. Das Experiment in Tschechien habe im vergangenen November in einem militärischen Forschungsinstitut in Brünn (Brno) stattgefunden. "Wir wissen wo, wir wissen wann, also wäre es Heuchelei, so zu tun, als ob nichts geschehen wäre", sagte der als russlandfreundlich geltende Staatschef, der umgehend scharfe Kritik insbesondere rechtsliberaler Politiker erntete.

Großbritannien hat Russland für den Giftanschlag verantwortlich gemacht und betont, dass nur dieses das zu Sowjetzeiten entwickelte Gift in ausreichenden Mengen besitze. Moskau bestreitet die Urheberschaft und behauptet, dass Nowitschok auch in anderen Staaten vorhanden sei, darunter Tschechien.

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