Prag 1989: Der falsche Tote der Revolution

Prag 1989: Der falsche Tote der Revolution
Heizte der kommunistische Geheimdienst die Massenproteste an? Ein Agent, der dabei war, erzählt es dem KURIER.

Von Alexandra Mostyn aus Prag

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als Andrej Babiš am vergangenen Sonntag seine Pflicht erfüllt. Es ist der 17. November, in Tschechien als „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“ ein Staatsfeiertag. Als Ministerpräsident kommt Babiš nicht um den Besuch bei der Gedenktafel in der Prager Nationalstraße umhin. Die erinnert an den Moment im November 1989, als das kommunistische Regime die Kontrolle verlor: Einsatztruppen prügelten so brutal auf friedlich protestierende Studenten ein, dass sie den Funken der Revolution entfachten. „Massaker“ nennt man das Ereignis heute.

Schon am frühen Morgen des 17. November ist der kleine Laubengang, aus dessen Mauern die ausgestreckten Hände der bronzenen Gedenktafel herausragen, hell erleuchtet vor lauter Kerzen, die Passanten hier seit dem Vortag anzünden. Eine Gruppe Hartgesottener hat die Nacht über Wache gehalten und auf Babiš gewartet. Der nämlich habe an diesem Gedenkort nichts verloren.

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