Chef der Solidarnosc in der Luxusfalle

Piotr Duda ist ein gut aussehender Mann mittleren Alters und Vorsitzender der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc und somit Sprachrohr für die unterbezahlten Arbeitnehmer des Landes. Derzeit ist diese Rolle mit einem Fragezeichen versehen.
Das Magazin Newsweek Polska listet Belege auf, dass Piotr Duda im Luxushotel "Baltyk" in dem Ostseeort Kolobrzeg (Kolberg) kostenlos in einer 150-Quadratmeter-Suite abstieg und speiste und dazu noch Bekannte einlud. Da die Gewerkschaft das Hotel führt, sieht der 52-jährige die Suite als "Eigentum" an, so seine Rechtfertigung auf einer Pressekonferenz, bei der Journalisten nicht zu Wort kamen.
"Müllverträge"
Auch die Behauptung des Magazins, in dem von der Gewerkschaft verantworteten Hotel würden Kellner nach sogenannten "Müllverträgen" entlohnt, rückt die Solidarnosc in ein schlechtes Licht – und das kurz vor den Parlamentswahlen am 25. Oktober. "Müllverträge" sind kurzfristige Verträge, die vor allem zugunsten der Arbeitgeber angelegt sind. Die Abschaffung der "Müllverträge" gilt als wichtiges Thema der Gewerkschaft im Kampf gegen die Regierung. Denn die Solidarnosc unterstützt, wenn auch nicht offiziell, die Partei "Recht und Gerechtigkeit" ( PiS), die die regierende konservativ-liberale "Bürgerplattform" (PO) demnächst beerben will. Zwar wirkt die PiS patriotischer, hat jedoch sozialpolitisch eher einen linken Ansatz. Die PiS liegt in Umfragen mit 36 Prozent klar vor der Regierungspartei, die 22 Prozent erreicht.
Unter Politik-Experten und Politikern, darunter auch Ex-Solidarnosc-Chef Lech Walesa, wird der ehrgeizige Piotr Duda sogar als Nachfolger von PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski gehandelt.
Bisher steht die Gewerkschaft, die heute knapp 600.000 Mitglieder hat, "wie eine Mauer" hinter dem charismatischen Vorsitzenden. Doch nun sind neue Vorwürfe aufgetaucht. Die Gazeta Wyborcza berichtet von Verletzungen der Arbeitnehmerrechte in einem anderen populären Hotel an der Ostsee, dass von der Solidarnosc und der linken Gewerkschaft OPZZ betrieben wird.
Die Solidarnosc, der 1980 als erster Gewerkschaft des Ostblocks in wenigen Wochen zehn Millionen Menschen beitraten, gerät nun in Gefahr, in ein ähnliches Fahrwasser wie die postkommunistische Partei SLD zu geraten. Diese hatte vor zehn Jahren das Image "Vertreter der Arbeitnehmer" verloren, als vom Luxusleben der Parteioberen berichtet wurde.
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