Viele Tote bei Kämpfen in der Osttürkei

Bei Kämpfen in der südosttürkischen Stadt Cizre sind in den vergangenen Tagen nach unterschiedlichen Angaben bis zu 54 Menschen getötet worden. In der mehrheitlich kurdischen Stadt gilt seit vergangenen Freitag eine Ausgangssperre - seither kam es immer wieder zu Kämpfen.
Nach Angaben des türkischen Innenministers Selami Altinok vom Donnerstag wurden seit Freitag in Cizre 30 bis 32 kurdische Aufständische und ein Zivilist getötet. Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP erklärte indes, in der Stadt seien in der Zeit 21 Zivilsten getötet worden.
In der Zwischenzeit marschieren Anhänger der HDP, darunter Abgeordnete und Regierungsmitglieder, weiterhin auf Cizre zu, um die Blockade der Regierung zu durchbrechen. Am Donnerstag wurden sie am Weg nahe der Grenze zu Syrien und dem Irak von Soldaten aufgehalten, hieß es von Parteifunktionären.
Die prokurdische HDP bittet die internationale Gemeinschaft um Unterstützung. "Die Türkei gleitet zunehmend in einen Bürgerkrieg ab", kritisierte die Partei in einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung. "Wir brauchen die Unterstützung der internationalen Öffentlichkeit mehr denn je, um einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten, der Türkei und Kurdistan zu erreichen."

Seit den Parlamentswahlen vom 7. Juni seien 128 HDP-Parteigebäude im ganzen Land angegriffen worden. Die AKP-Übergangsregierung nutze allerlei Unterdrückungsmaßnahmen, hieß es in der Mitteilung. So seien zahlreiche kurdische Städte im Südosten der Türkei weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt worden, Kommunikationsmöglichkeiten wie Telefon und Internet seien gekappt worden.
Belagerter Provinz fehlt es an allem
Die Provinz Cizre werde seit Tagen von türkischen Sicherheitskräften belagert, es fehle an Nahrung, Wasser und der Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Die Zivilbevölkerung werde gezielt von staatlichen Sicherheitskräften angegriffen, Journalisten würden nicht in die Regionen vorgelassen.

Die Oppositionspartei HDP war bei der letzten Parlamentswahl erstmals ins Parlament eingezogen. Nach einem mehr als zweijährigen Waffenstillstand sind seit Juli die Gefechte zwischen der türkischen Armee und der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wieder ausgebrochen. Allein seit dem vergangenen Wochenende starben mehr als 30 türkische Soldaten und Polizisten bei Angriffen der PKK. Ankara reagiert mit Luftangriffen und Militäraktionen.
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