Oettinger für EU-Beitritt von Westbalkanländern im nächsten Jahrzehnt

Derzeit werde das noch als "Tabu" behandelt - es sei aber "die logische Schlussfolgerung", so der deutsche EU-Haushaltskommissar.

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger macht sich für den Beitritt der Westbalkanstaaten zur Europäischen Union innerhalb des nächsten Jahrzehnts stark. "Europa war, ist und bleibt zuallererst die Friedensunion", sagte Oettinger am Montag in Berlin in einer Rede bei der Bertelsmann Stiftung.

Der EU-Beitritt von bis zu sechs Ländern des westlichen Balkans werde derzeit als "Tabu" behandelt, sei aber "die logische Schlussfolgerung", sagte der CDU-Politiker mit Blick auf Serbien, Albanien, Nordmazedonien, Montenegro, den Kosovo und Bosnien-Herzogowina.

Nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg habe Deutschland seinerzeit "nie und nimmer" die Aufnahme in die Vorläuferorganisation der EU verdient gehabt, sagte Oettinger. Nun sei es an Deutschland, Geschenke zu machen. Hätte die EU nicht früher schon osteuropäische Staaten aufgenommen, wären diese nun dem Einfluss Russlands ausgesetzt.

Oettinger warb auch für eine hohe Beteiligung bei der Europawahl am 26. Mai. "Eine europäische Wahl muss uns genauso wichtig sein wie eine Bundestagswahl", betonte er. Nur eine hohe Wahlbeteiligung könne die erwartbaren Zugewinne der Populisten eindämmen.

Die Europäer lebten in einem "Kampf von Systemen", sagte Oettinger. Die liberalen Gesellschaften mit Gewaltenteilung, unabhängigen Gerichten, Grundfreiheiten und sozialer Marktwirtschaft stünden unter Druck. Dagegen müssten die Europäer zusammenstehen, gegen Islamismus, gegen Autokratien in Ankara und Moskau. "Und auch aus dem Weißen Haus tweeten Autokraten rund um die Uhr", sagte Oettinger in einer Anspielung auf US-Präsident Donald Trump.

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