Norwegen: Abschied von den Terror-Opfern

Norwegen: Abschied von den Terror-Opfern
Eine bewegende Gedenkzeremonie in Oslo bildete den Abschluss der dreitägigen, offiziellen Trauerperiode.

Als Vater, Großvater und Ehemann kann ich Ihren Schmerz nur erahnen", sagte König Harald V. sichtlich bewegt zu den Trauernden. "Es sind jetzt fast alle Worte gesagt worden", meinte der König mit tränenerstickter Stimme. "Die letzten Wochen waren für uns alle schwierig, aber es tut gut, heute hier versammelt zu sein."

In einer nationalen Trauerfeier gedachte Norwegen vier Wochen nach den Terroranschlägen der 77 Opfer. Die Feier in der "Oslo Spektrum"-Arena gestern, Sonntag, bildete den Abschluss der offiziellen Trauerperiode. Für Norwegens Ministerpräsident war die Zeremonie ein wichtiger Schritt, um das Geschehene zu verarbeiten: "Es ist die einzige Gelegenheit, bei der alle Trauernden aus dem ganzen Land zusammenkommen."

Politiker und Royals

Norwegen: Abschied von den Terror-Opfern

Neben den Hinterbliebenen der Opfer und zahlreichen Politikern nahmen auch Mitglieder der nordischen Königshäuser und Vertreter der Rettungskräfte teil. Die schwangere schwedische Kronprinzessin Victoria war ebenso angereist wie der dänische Kronprinz Frederik. Auch Dänemarks Premierminister Lars Lokke Rasmussen, Schwedens Premierminister Fredrik Reinfeldt sowie Islands Premierministerin Johanna Sigurdadottir und Islands Präsident Olafur Ragnar Grimsson erwiesen den Terror-Opfern die letzte Ehre. Royals und Politiker legten an der Kathedrale von Oslo Blumen für die Opfer nieder. Zahlreiche trauende Menschen hatten schon vor Beginn der Feierlichkeiten Blumenkränze, Kerzen und Gebete für die Toten bei der Kirche hinterlegt.

Norwegen: Abschied von den Terror-Opfern

Während der Zeremonie verlasen Schauspieler die Namen aller 77 Todesopfer. Norwegens musikalisches Aushängeschild, die Popgruppe A-ha, kehrte eigens für die Gedenkfeier auf die Bühne zurück. Durch die Veranstaltung führte die Künstlerin Haddy N'jie, deren Vater aus Gambia stammt und deren Mutter Norwegerin ist. Damit sollte der offene Charakter der norwegischen Gesellschaft symbolisiert werden, die der Attentäter Anders Behring Breivik mit seinen Anschläge bekämpfen wollte.

Der 32-Jährige hatte am 22. Juli im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe detonieren lassen, die acht Menschen tötete. Später erschoss der als Polizist verkleidete Attentäter auf der Insel Utöya 69 Teilnehmer eines Jugendlagers der Arbeiterpartei.

Rückkehr zum Tatort

Am Freitag und Samstag hatten Angehörige und Überlebende wie berichtet die Gelegenheit, die Attentatsorte in der Osloer Innenstadt und auf der Ferieninsel Utøya zu besuchen. Rakel Birkeli, 17, eine Überlebende des Massenmords im Jugendcamp, besuchte Utøya mit ihrer Mutter: "Ich habe meiner Mutter gezeigt, wo ich hingelaufen bin. Sie war überrascht, dass es so wenige Orte gab, wo man sich verstecken konnte", sagte sie.

Der Attentäter: Hass auf den Islam und die Sozialisten

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Der Rechtsradikale Anders Behring Breivik tötete am 22. Juli bei einem Bombenanschlag in Oslo und bei einem anschließenden Massaker auf der Insel Utøya insgesamt 77 Menschen. Die meisten Opfer waren Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren, die an einem Sommerlager der norwegischen Jungsozialisten teilnahmen.

Breivik hat beide Anschläge gestanden. Sein Motiv: Hass auf den Islam und die regierenden Sozialdemokraten. Die Tat hatte der Rechtsradikale laut eigenen Angaben neun Jahre lang geplant. Vor dem Massaker stellte er ein Manifest ins Internet, das sich gegen "Kulturmarxismus" und die Einwanderung von Muslimen richtet.

Der Attentäter sitzt in Einzelhaft. Das Verfahren gegen Breivik wird vermutlich erst 2012 stattfinden. Möglicherweise wird der 32-Jährige wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" angeklagt. Damit könnte Breivik zu 30 Jahren Haft verurteilt werden; andernfalls wären in Norwegen maximal 21 Jahre Haft möglich.

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