Nordkorea beginnt offenbar mit Abbau von Raketen-Testanlage

Kim Jong-un
Kim hatte bei dem Gipfeltreffen mit Trump im Juni in Singapur die "vollständige Denuklearisierung" seines Landes zugesagt.

Neue Signale der Entspannung auf der koreanischen Halbinsel: Nordkorea hat nach Einschätzung von Experten mit dem Abbau einer Raketen-Testanlage an der Südwestküste des Landes begonnen. Nach einem Bericht der renommierten Website "38 North" vom Montag wurde unter anderem die Demontage einer Triebwerk-Testanlage gestartet. Am Dienstag wurde zudem bekannt, dass Südkorea einen teilweisen Truppenabzug aus der entmilitarisierten Zone an der Grenze zum Norden erwägt.

"38 North"-Experte Joseph Bermudez wertete die Abbauarbeiten auf der Sohae-Anlage als "wichtigen ersten Schritt" des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un, seine beim Gipfel mit US-Präsident Donald Trump im Juni gemachten Zusagen einzuhalten. Da Sohae mutmaßlich eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des nordkoreanischen Interkontinental-Raketenprogramms gespielt habe, seien "diese Bemühungen eine bedeutende vertrauensbildende Maßnahme seitens Nordkoreas".

"Nicht auf dem Schirm"

Ein US-Verteidigungsbeamter stellte allerdings die Bedeutung der Anlage in Frage. Das Pentagon überwache Sohae nicht gesondert, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Es ist sozusagen nicht auf dem Schirm", sagte der Beamte.

Kim hatte bei dem historischen Gipfeltreffen mit Trump im Juni in Singapur die "vollständige Denuklearisierung" seines Landes zugesagt. Ein Zeitplan wurde aber nicht genannt; Kritiker bezeichneten die Vereinbarungen als zu vage. Am Montag erklärte der US-Präsident, er sei "sehr froh" über die Fortschritte in den Gesprächen mit Nordkorea.

Melisssa Hanham vom James Martin Zentrum für die Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen (CNS) im kalifornischen Monterey nannte den Abbau der Testanlage zwar einen "guten Schritt". Es handle sich dabei aber um das "absolute Minimum", das an der Sohae-Anlage getan werden könne. Zudem brauche Nordkorea den Prüfstand nicht mehr, weil das Land sich "vom Testen zur Massenproduktion bewegt", schrieb Hanham im Kurzbotschaftendienst Twitter.

In Richtung Denuklearisierung

Südkorea reagierte positiver auf die Abbauarbeiten. Es sei ein besseres Zeichen, als wenn nichts getan würde, sagte Nam Gwan Pyo, stellvertretender Leiter des nationalen Sicherheitsbüros des Präsidenten. "Ich glaube sie bewegen sich Schritt für Schritt in Richtung Denuklearisierung", fügte er hinzu.

Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte am Dienstag, es erwäge den testweisen Abzug einiger seiner Truppen von der entmilitarisierten Zone an der Grenze zum Norden - ein Schritt, der sich später in einen stufenweisen Abzug ausweiten könnte.

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