Gedenken: Trauer und Buhrufe in Nizza

Eine große Menschenmenge versammelt sich in Nizza an der Promenade des Anglais in Küstennähe.
Premier Valls wurde in Nizza ausgebuht. Präsident Hollande hielt in Paris inne.

Mit einer Schweigeminute hat Frankreich der Opfer des Anschlags von Nizza gedacht. Am Tatort auf dem berühmten Strandboulevard "Promenade des Anglais" der Mittelmeer-Stadt versammelten sich am Montagmittag tausende Menschen. Der zu der Gedenkfeier angereiste Premierminister Manuel Valls wurden von einigen in der Menge ausgebuht, wie der Sender BFMTV berichtete. Feuerwehrleute und Rettungskräfte erhielten dagegen Applaus.

Die Opposition wirft der Regierung Versäumnisse nach den islamistischen Anschlägen des vergangenen Jahres vor. Es sei nicht alles getan worden, was seit dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo hätte getan werden müssen, sagte Expräsident Nicolas Sarkozy am Sonntagabend in einem Interview des Fernsehsenders TF1.

Präsident Francois Hollande hielt dagegen und sprach bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts von einer "Verpflichtung zu Würde und Wahrheit". "Eine gewisse Zahl an Akteuren der politischen Klasse hat die Trauerperiode nicht respektiert", kritisierte Innenminister Bernard Cazeneuve, der auf mehrere neue Gesetze und Maßnahmen für den Anti-Terror-Kampf verwies.

Staatstrauer

Im ganzen Land kam das öffentliche Leben am Montagmittag zum Erliegen, die Kirchenglocken läuteten. Hollande hielt im Pariser Innenministerium an der Seite von Vertretern der Sicherheitskräfte inne. Noch bis einschließlich Montag gilt in Frankreich eine dreitägige Staatstrauer.

Ein 31-Jähriger hatte am Donnerstag - dem französischen Nationalfeiertag - einen Lastwagen durch eine Menschenmenge gesteuert und 84 Menschen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Ermittlungen

Die Ermittler bemühten sich unterdessen weiter, die Hintergründe der mörderischen Lastwagenfahrt aufzuklären. Der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war am Donnerstag - dem französischen Nationalfeiertag - auf der Strandpromenade von Nizza mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast und hatte 84 Menschen getötet, bevor die Polizei ihn erschoss.

Bisher haben die Behörden noch keinen Nachweis für eventuelle Verbindungen des Attentäters zu Terrororganisationen wie dem "Islamischen Staat" (IS). "Das ist ein Anschlag, zu dem der 'Islamische Staat' sich bekannt hat", sagte Innenminister Cazeneuve dem Radiosender RTL. "Jetzt müssen wir wissen, welche Verbindungen es gibt zwischen demjenigen, der diesen abscheulichen Anschlag begangen hat, und den Terrornetzwerken. Und diese Verbindungen sind bisher von der Untersuchung nicht bewiesen."

Sechs Personen aus dem Umfeld des Angreifers sitzen weiter in Polizeigewahrsam, eine weitere Person wurde nach Angaben aus Justizkreisen wieder freigelassen. Die Pariser Staatsanwaltschaft wollte bei einer Pressekonferenz am späten Montagnachmittag über den Stand der Ermittlungen informieren

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