Neuer Prozess bringt Berlusconi in Bedrängnis
Die Prozesskette für Ex-Premier Silvio Berlusconi reißt nicht ab. Nun steht der 77-Jährige erneut vor Gericht – diesmal wegen Bestechung. Der Auftakt des Verfahrens fand am Dienstag in Neapel statt. Um seinen Vorgänger Romano Prodi 2006 zu stürzen, soll Berlusconi einem Senator drei Millionen Euro Bestechungsgeld gezahlt haben. Bei diesem Verfahren kommt es zu einer Neuheit: Erstmals tritt der Senat als Nebenkläger auf. Senatspräsident Pietro Grasso, sieht sich dazu "moralisch verpflichtet". Erschwerend für Berlusconi kommt hinzu, dass ausgerechnet sein Erzrivale, der ehemalige Staatsanwalt und Politiker Antonio Di Pietro, als Zeuge auftritt.
Senatoren-Ausverkauf
Bei den Wahlen im Jahr 2006 triumphierte Berlusconi erneut. De Gregorio galt als typischer "voltagabbana", ein Wendehals, wie es im italienischen Parlament sehr viele gibt. Er wechselte opportunistisch die Parteien und landete schließlich in Di Pietros Partei "Italia dei Valori" (IDV), die damals Romano Prodi unterstützte.
Berlusconis Liasion mit der Justiz
De Gregorio schilderte später detailgenau den Geldtransfer. Er ließ sich seinen Wechsel mit zwei Millionen Euro in bar bezahlen, eine weitere Million Euro wurde auf sein Vereinskonto überwiesen. In der Vergangenheit war De Gregorio wegen Mafiakontakten und Geldwäsche wiederholt ins Visier der Justiz geraten. Für sein Geständnis erhielt er eine Strafminderung, er kam mit einer knapp zweijährigen Bewährungsstrafe davon. Beim gestrigen Prozessauftakt waren weder der Cavaliere noch De Gregorio anwesend.
Pikantes Detail: Ausgerechnet Antonio Di Pietro tritt als Privatkläger auf. Er vertritt seine Mitte-links-Partei "Italien der Werte" (IDV). Di Pietro hatte 1994 als erster Staatsanwalt Korruptionsermittlungen gegen Berlusconi eingeleitet.
Neue Hürden
Berlusconi stehen noch weitere Hürden bevor: Der Ruby- Prozess geht in die entscheidende Runde. Außerdem wird im April darüber entschieden, wann Berlusconi, der seit Sommer wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilt ist, den einjährigen Hausarrest oder Sozialdienst antreten muss.
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