Nazi-Aussagen: Putin entschuldigt sich bei Israels Premier für Lawrow

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Russischer Außenminister hatte behauptet, auch Hitler habe "jüdisches Blut" gehabt.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich nach israelischen Angaben bei Ministerpräsident Naftali Bennett für die Äußerungen seines Außenministers Sergej Lawrow entschuldigt, der behauptet hatte, Adolf Hitler könnte "jüdisches Blut" gehabt haben. "Der Regierungschef hat die Entschuldigung von Präsident Putin für die Äußerungen Lawrows angenommen und ihm für die Klarstellung seiner Haltung gegenüber dem jüdischen Volk und der Erinnerung an den Holocaust gedankt." Das teilte Bennetts Büro am Donnerstag in einer Erklärung mit.

Zudem hatte Lawrow gesagt, dass die größten Antisemiten von jeher Juden gewesen seien. In einem am vergangenen Wochenende ausgestrahlten Interview mit dem italienischen Sender Mediaset hieß es wörtlich: "Ich könnte mich irren, aber Hitler hatte auch jüdisches Blut." Die Äußerungen lösten international Empörung aus. Israels Außenminister Jair Lapid sprach von einem "schrecklichen historischen Fehler" und zitierte den russischen Botschafter zu sich. Moskau legte daraufhin noch einmal nach. Am Dienstag warf das russische Außenministerium Israel vor, "das Neonazi-Regime in Kiew" zu unterstützen - Präsident Wolodimir Selenskij ist selbst jüdisch.

Bedeutung des 9. Mai

Nach der scharfen internationalen Kritik an Lawrows Äußerungen hatten Putin und Bennett am Donnerstag miteinander telefoniert. Dabei ging es nach Kreml-Angaben um die Bedeutung des 9. Mai als Tag des sowjetischen Siegs über Nazi-Deutschland sowie um "alle Opfer" des Zweiten Weltkrieges, darunter "die Holocaust-Opfer". Putin habe unter anderem hervorgehoben, dass 40 Prozent der während des Holocaust ermordeten Juden "Bürger der UdSSR" gewesen seien. Bennett seinerseits habe auf den "entscheidenden Beitrag der Roten Armee zum Sieg über den Nazismus" hingewiesen.

Am 9. Mai feiert Russland traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland mit einer Militärparade. In diesem Jahr kommt den Feierlichkeiten vor dem Hintergrund des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine eine besondere Bedeutung zu. Lawrow hatte in seinem umstrittenen Interview auch gesagt, die russische Armee werde ihre Handlungen "nicht künstlich an irgendeinem Datum ausrichten" und den Einsatz in der Ukraine deshalb nicht am 9. Mai beenden.

In dem Telefongespräch forderte Putin überdies Kiew auf, den im Asowstal-Stahlwerk verschanzten Kämpfern die Aufgabe zu befehlen. Russland sei weiter bereit, den eingeschlossenen Zivilisten auf dem Gelände in Mariupol einen sicheren Abzug zu ermöglichen, hieß es in einer Erklärung des Präsidialamts in Moskau.

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