Israelische Luftangriffe auf Gaza: Palästinenser melden 47 Tote
Bei mehreren israelischen Luftangriffen auf den zentralen Gazastreifen soll es palästinensischen Berichten zufolge wieder viele Tote gegeben haben. Bei Bombardements auf das Flüchtlingsviertel Nuseirat sowie die Orte Deir al-Balah und Al-Sawaida seien mindestens 47 Palästinenser ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA unter Berufung auf medizinische Kreise. Zahlreiche weitere Menschen seien bei den nächtlichen Attacken verletzt worden.
Laut dem Bericht sollen Wohngebiete Ziel der Angriffe gewesen sein. In Nuseirat seien etwa Häuser getroffen worden, in denen Vertriebene untergebracht gewesen sein sollen. Die Agentur meldete unter Berufung auf Augenzeugen, dass Anrainer nach ersten Angriffen den Betroffenen zu Hilfe geeilt und dann selbst Ziel weiterer Bombardements geworden sein sollen.
Augenzeugen berichteten von einem Bild der Verwüstung. Viele Straßen seien unter Trümmern begraben, berichtete eine dpa-Reporterin. Die Szenen erinnerten an einen Apokalypse-Film, sagte ein Bewohner, der vor den Trümmern seines Hauses stand. Das Ausmaß erinnere an Gaza, sagte Ali, ein weiterer Bewohner. "Die Israelis sagen, sie führen einen Krieg gegen die Hisbollah, aber warum zerstören sie uns? Wir sind nicht alle Hisbollah." Fatima aus den als Dahija bekannten Vororten Beiruts sagte, sie sei in Hausschuhen mit ihren Kindern geflohen, als das israelische Militär die Menschen in der Nacht zu Evakuierungen aufgerufen habe.
Angriff auf Militäranlagen
Israels Armee teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen. Laut einer Mitteilung des israelischen Militärs gehen die Einsätze unter anderem im Zentrum des umkämpften Küstengebiets weiter. "Die Truppen identifizierten und eliminierten mehrere bewaffnete Terroristen, die in dem Gebiet operierten", hieß es. Mehr Details dazu nannte die Armee zunächst nicht.
Auch in der Gegend von Jabalija im Norden sowie in Rafah im Süden des Gazastreifens gehen israelische Einsatzkräfte demnach weiter gegen Terrororganisationen vor. In beiden Gebieten seien Militäranlagen angegriffen und bei Kämpfen sowie Luftangriffen mehrere Palästinenser getötet worden. Israels Armee sprach von Terroristen. Auch diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Insgesamt attackierte Israel laut eigenen Militärangaben innerhalb von 24 Stunden mehr als 200 Ziele im Gazastreifen und im Libanon. Ziele seien etwa Kommandozentralen und Raketenwerfer der islamistischen Terrororganisation Hamas sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz gewesen, erklärte die Armee.
Kein Interesse an Waffenstillstand?
Außerdem setzten die Truppen der israelischen Armee "ihre begrenzten, örtlich konzentrierten und gezielten Aktivitäten im Südlibanon fort, bei denen sie Terroristen ausschalteten, Waffen aufspürten und terroristische Infrastrukturanlagen und Abschussrampen zerstörten", hieß es in einer Mitteilung des Militärs.
Libanons geschäftsführender Ministerpräsident, Najib Mikati, meinte nach den Angriffen auf Vororte Beiruts, dass Israel kein wahres Interesse an einem Waffenstillstand zu haben scheine. Zur Begründung führte Mikati unter anderem auch die wiederholten Aufforderungen des israelischen Militärs zu Evakuierungen an, die sich zuletzt auch an Bewohner ganzer Städte gerichtet hätten.
Aus Sicht von Mikati hat Israel keine Absicht, einem Waffenstillstand auf der Grundlage der UNO-Resolution 1701 zuzustimmen. Israel bestehe darauf, weiter zu töten und zu zerstören. Mikati äußerte sich nach einem Treffen mit dem Chef des UNO-Friedenseinsatzes im Libanon, Aroldo Lazaro, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Insidern zufolge sollen die USA die libanesische Regierung dazu aufgefordert haben, einseitig eine Waffenruhe mit Israel zu erklären. Ziel sei es, dadurch die festgefahrenen Gespräche zur Beendigung der Feindseligkeiten zwischen Israel und der Miliz wiederzubeleben. Der US-Gesandte Amos Hochstein habe das Anliegen diese Woche Mikati vorgetragen. Dessen Büro dementierte in einer Erklärung die Angaben, die von einem ranghohen libanesischen Informanten und einem ranghohen Diplomaten stammten.
Kommentare