Trump verurteilt "sinnlosen Chemiewaffenangriff" in Syrien

Trump verurteilt "sinnlosen Chemiewaffenangriff" in Syrien
Die Verantwortliche müssten einen "hohen Preis" dafür bezahlen. Der US-Präsident bezeichnet Assad als "Vieh".

Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien und einer Gegendrohung von Donald Trump wächst in den USA der Druck auf den US-Präsidenten. Der republikanische Senator Lindsey Graham sprach am Sonntag von einem "entscheidenden Moment" in Trumps Präsidentschaft. Trump könne nun die Entschlossenheit zeigen, die sein Vorgänger Barack Obama nie gezeigt habe, sagte Graham in der ABC-Sendung "This Week".

Trump hatte zuvor via Twitter Moskau und Teheran eine Mitverantwortung gegeben, den "sinnlosen Chemieangriff" in Syrien verurteilt und Syriens Präsident Bashar al-Assad als "Tier" bezeichnet. Gleichzeitig kündigte er an, es sei dafür ein "hoher Preis" zu zahlen. Graham erklärte, dies dürfe keine leere Drohung bleiben, ansonsten erscheine der US-Präsident in den Augen Russlands und des Iran als "schwach".

Moskau warnte die USA indes davor, den Angriff als "Vorwand für einen Militäreinsatz" in Syrien zu nutzen. Eine Militärintervention "unter erfundenen Vorwänden" in einem Land, wo sich "auf Bitten der legitimen syrischen Regierung russische Soldaten aufhalten", wäre "inakzeptabel und könnte schwerste Konsequenzen haben", erklärte das russische Außenministerium am Sonntag.

"Es war entsetzlich"

Die syrischen Hilfsorganisationen Weißhelme und Syrian American Medical Society berichteten in einer gemeinsamen Erklärung, nach dem Luftangriff am Samstagabend seien mehr als 500 Menschen mit Symptomen einer Chlorgasvergiftung in Behandlungszentren eingeliefert worden. Demnach starben sechs Opfer im Krankenhaus, Rettungshelfer bargen zudem 42 Leichen mit Anzeichen einer Chlorgasvergiftung aus Wohnhäusern.

Von den Weißhelmen veröffentlichte Videos zeigten am Boden liegende und sich krümmende Opfer mit gelblicher Haut und Schaum vor dem Mund. Andere Bilder zeigten, wie Mediziner reglosen Kindern Sauerstoffmasken aufs Gesicht drückten. "Es war entsetzlich. So viele Menschen rangen nach Luft", berichtete Weißhelm-Rettungshelfer Firas al-Dumi der Nachrichtenagentur AFP aus Duma. "Die meisten starben sofort. Die Mehrheit waren Frauen und Kinder."

Der Klinikarzt Mohammed sagte AFP am Telefon, allein in sein Krankenhaus seien mehr als 70 Menschen mit Atemnot eingeliefert worden. "Wir haben nur vier Beatmungsgeräte. Die Lage ist sehr, sehr tragisch. Ich arbeite seit vier Jahren hier, und so etwas wie in den vergangenen Stunden habe ich noch nie erlebt."

Papst zeigt sich besorgt

Das britische Außenministerium forderte ein umgehende Untersuchung der Vorwürfe. Sollten sie sich als wahr erweisen, wären sie ein "weiterer Beweis für Assads Brutalität gegenüber unschuldigen Zivilisten und die kaltschnäuzige Missachtung internationaler Normen durch seine Unterstützer", hieß es in London. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte sich "zutiefst besorgt" über die Berichte.

Papst Franziskus sagte bei einer Messe auf dem Petersplatz in Rom, nichts könne den Einsatz derartiger Waffen gegen wehrlose Menschen rechtfertigen. Auch die Türkei verurteilte den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff und erklärte, es bestehe der "starke Verdacht", dass die syrische Regierung dafür verantwortlich sei. Die Internationale Organisation für ein Chemiewaffenverbot (OPCW) müsse den Vorfall untersuchen.

Iran spricht von Verschwörung

Der Iran wies die Berichte über den Chemiewaffenangriff jedenfalls als "Verschwörung" gegen den mit Teheran verbündeten syrischen Machthaber Assad zurück. Derartige Vorwürfe "der Amerikaner und einiger westlicher Länder" stellten eine Verschwörung gegen die syrische Regierung und das syrische Volk dar und sollten offenbar als Vorwand für einen Militäreinsatz dienen, erklärte das Außenministerium in Teheran am Sonntag.

Der iranische Außenamtssprecher Bahram Ghassemi erklärte, es wäre unlogisch, wenn die syrische Armee Chemiewaffen einsetzen würde, obwohl sie bereits "die Oberhand über die Terroristen" in der einstigen Rebellenhochburg Ost-Ghouta habe.

Die syrische Regierung hatte die Vorwürfe bereits am Samstagabend zurückgewiesen und erklärte, angesichts ihrer militärischen Erfolge in der einstigen Rebellenregion Ost-Ghouta habe sie den Einsatz "irgendwelcher chemischer Substanzen" gar nicht nötig.

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