Mehr als 180 Tote bei Anschlägen in Syrien

Rettungswagen im Schiitenbezirk Sajeda Sainab.
Heftige Gewaltwelle überschattet neue Pläne für eine Feuerpause im Bürgerkrieg.

Eine brutale Serie von Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten hat neue Pläne für eine mögliche Waffenruhe in Syrien überschattet. Binnen weniger Stunden detonierten in den Städten Homs und Damaskus mehrere Bomben, bei denen mehr als 180 Menschen ums Leben kamen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich in zunächst nicht überprüfbaren Online-Botschaften zu den Taten.

US-Außenminister John Kerry hatte zuvor mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow eine "vorläufige Einigung" über die Bedingungen einer Feuerpause in Syrien erreicht. Sie könnte demnach in den nächsten Tagen beginnen.

Blutiger Tag

Insgesamt erschütterten am Sonntag sechs Explosionen ein Viertel der Alawiten-Minderheit in Homs und einen Schiitenbezirk im Süden der Hauptstadt Damaskus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter mitteilte. Alleine in Damaskus wurden mehr als 180 weitere Menschen verletzt.

Am südlichen Stadtrand der Hauptstadt rissen demnach am Nachmittag vier Bomben mindestens 62 Menschen in den Tod. Im Schiitenbezirk Sajeda Sainab sei eine Autobombe explodiert, zudem hätten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der Ursprung der vierten Detonation blieb zunächst unklar.

Unter den 59 Todesopfern durch zwei Autobomben im Stadtteil Sahraa in Homs, in dem vor allem Anhänger der religiösen Minderheit der Alawiten wohnen, waren Sonntagmorgen wenigstens 39 Zivilisten, wie die Menschenrechtsbeobachter mitteilten. Den Menschenrechtlern zufolge explodierte die erste Bombe der IS-Jihadisten in Homs in einem Wagen, der auf einem Autotransporter geparkt war. Ein zweites Fahrzeug explodierte kurze Zeit später in der Nähe. Videoaufnahmen zeigten ausgebrannte Autowracks auf einer breiten Straße.

US-Außenminister Kerry sagte, er gehe davon aus, dass US-Präsident Barack Obama mit Kremlchef Wladimir Putin in den kommenden Tagen über die Einsetzung der Feuerpause sprechen werde. Der Diplomat betonte dabei, dass noch nichts abgemacht sei. Russland bestätigte die Gespräche: Nach einem ersten Telefonat am Samstagabend hätten Lawrow und Kerry ihre Gespräche über die geplante Waffenruhe in Syrien fortgesetzt, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit. Die syrische Regierung und die Opposition nannten am Samstag aber zahlreiche Bedingungen für eine Feuerpause.

Waffenruhe ohne Wirkung

Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte hatten sich vor einer Woche in München auf eine Waffenruhe geeinigt, die ursprünglich am Freitag hätte in Kraft treten sollen. Stattdessen nahm die Gewalt aber sogar noch zu. Russland fliegt in Syrien Luftangriffe aufseiten der syrischen Armee, die USA führen eine Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an.

Mehr als 180 Tote bei Anschlägen in Syrien
Syria's President Bashar al-Assad speaks during an interview with Spanish newspaper El Pais in Damascus, in this handout picture provided by SANA on February 20, 2016. Picture taken February 20, 2016. REUTERS/SANA/Handout via Reuters ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Syriens Präsident Bashar al-Assad erklärte sich am Samstag unter Bedingungen zu einer Waffenruhe bereit. Der Machthaber sagte der spanischen Zeitung " El Pais", Terroristen dürften eine Feuerpause nicht dazu ausnutzen, ihre Positionen zu verbessern. Zudem müssten andere Länder - vor allem die Türkei - daran gehindert werden, den Terroristen mehr Kämpfer, Waffen oder andere logistische Unterstützung zukommen zu lassen.

Die syrische Opposition hatte am Samstag mitgeteilt, man werde einer Feuerpause nur dann zustimmen, wenn es internationale Garantien dafür gebe, dass sich das Regime, Russland und der Iran an diese hielten. Die letzten Erfolge der syrischen Regierungstruppen nördlich von Aleppo wurden von heftigen russischen Luftschlägen begleitet, bei denen Berichten zufolge auch viele Zivilisten starben.

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