Massive Störaktionen bei Wahlen in Thailand
Anspannung in Thailand am Tag der Parlamentswahl: Trotz massiver Störaktionen von Regierungsgegnern hat der umstrittene Urnengang am Sonntag weitgehend friedlich stattgefunden. Die Wahllokale schlossen um 09.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
In Bangkok kam es an einigen Wahllokalen zu tumultartigen Szenen, weil Regierungsgegner Eingänge blockierten. Im Süden des Landes konnte in mehreren Provinzen gar nicht gewählt werden, weil Demonstranten die Auslieferung der Wahlscheine verhinderten. "Eine friedliche Wahl kann man es nicht gerade nennen", twitterte Sunai Phasuk von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Demonstranten waren rücksichtslos und einschüchternd, um die Stimmabgabe in Bangkok und im Süden zu verhindern."
Stimmabgabe in 42 Wahlkreisen nicht möglich
Nach Angaben der Wahlkommission war dennoch die Stimmabgabe in 42 der 375 Wahlkreise nicht möglich. Damit steht fest, dass das Parlament ohne Nachwahlen nicht zu einer konstituierenden Sitzung zusammentreten kann. Dafür müssen 95 Prozent der 500 Abgeordneten gewählt sein.
Bombenanschlag
Rund 20 Aufständische hätten bei dem Anschlag einen Kontrollpunkt unter Beschuss genommen und drei Sprengsätze gezündet. "Der Angriff steht mit der anhaltenden Gewalt im den südlichen Provinzen in Zusammenhang und hat mit der Wahl nichts zu tun", erklärte der Polizeichef der betroffenen Provinz Pattani. Der muslimisch dominierte Süden des Landes widersetzt sich seit Jahrzehnten der Regierung in Bangkok.
Anspannung in Bangkok
Massenproteste seit November
Seit November führt der frühere Vizepremier, der der Demokratie abgeschworen hat, die Massenproteste gegen die Regierung von Yingluck Shinawatra an. Der Regierungschefin wird vorgeworfen, eine Marionette ihres korrupten Bruders, des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, zu sein. Sie hofft durch einen klaren Sieg bei den Wahlen am Sonntag die Krise zu ihren Gunsten beenden zu können.
Doch Suthep Thaugsuban rief seine Anhänger auf, die Wahlen „mit allen Mitteln“ zu stören. Dazu zählt die Besetzung von Wahllokalen. Bei derartigen Aktionen kam es bereits am Samstag in Bangkok zu Schießereien und Explosionen. Mindestens sechs Menschen wurden dabei verletzt.
Auch der berühmte US-Fotograf James Nachtwey ist laut einem Medienbericht am Samstag verletzt worden. Das Wall Street Journal zitierte Nachtwey mit den Worten, er sei bei einem Schusswechsel in Bangkok von einer Kugel im Bein getroffen worden. "Ich laufe jetzt. Es geht mir gut", sagte Nachtwey demnach. Nachtwey ist ein erfahrener und preisgekrönter Kriegsfotograf. Seit 1984 arbeitet er für das Time Magazine.
Angst vor Militärcoup
Nicht wenige in Bangkok fürchten, dass Suthep das Militär zum Eingreifen zwingen will. Thailand hat Erfahrung mit Militärcoups: Es waren 18 in gut 80 Jahren. Der letzte fand erst 2006 statt.
Auch juristisch könnten die Wahlen angefochten werden. Denn der Protestbewegung ist es gelungen, in 28 Wahlkreisen die Registrierung für Kandidaten fürs Parlament zu verhindern. Für eine Regierungsbildung müssen aber 475 der 500 Sitze vergeben sein. Ob das dann in Nachwahlen gelingt, scheint fraglich.
„So sehr Thailand Wahlen braucht, so sehr sind auch Führungsfiguren nötig, die einen echten Dialog mit allen Seiten starten können“, analysiert die International Crisis Group die Lage. „Es ist eine dünne Scholle, auf der die Hoffnung schwimmt. Aber was anderes gibt es in Bangkok derzeit nicht.“
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