"Mama, ich lebe noch": Ein Zeitporträt in Feldpostbriefen

Buchtitel
In seinem neuen Buch erweckt ORF-Korrespondent Ernst Gelegs die 1930er- und 1940er-Jahre durch Feldpostbriefe zum Leben.

„Liebe Mama, ich lebe noch – Die Briefe des Frontsoldaten Leonhard Wohlschläger“. So schlicht und zurückhaltend hat ORF-Korrespondent Ernst Gelegs sein Buch getitelt, dass man beim Lesen erst allmählich entdeckt, wie viel Geschichte und Geschichten sich darin verbergen.

Am Anfang stand eine alte Schuhschachtel in einer ziemlich verkommenen Wohnung in Wien-Erdberg. Es war die Wohnung der „Tante Hansi“, einer einsam verstorbenen Wahlverwandten.

Aus dem Leben eines Taugenichts

Als Gelegs nach ihrem Tod beim Ausmisten half, stieß er auf die Schachtel und auf 100 Briefe, die Leonhard, der Bruder der Tante, an seine Mutter geschrieben hatte.

Anfangs erzählen diese Briefe noch aus dem Leben eines lustigen Taugenichts oder „Hallodri“, im Österreich der 1930-er im Schatten des heraufdämmernden Nationalsozialismus. Dann aber kommt der große Krieg und mit ihm kommen Jahre an der Front für Leonhard. Der kämpft ein bisschen und schummelt sich ansonsten sehr geschickt durch diesen Krieg.

Gelegs aber stellt diese Briefe in ihren privaten und politischen Kontext. So entsteht rund um die manchmal schlauen, manchmal erschreckend naiven Betrachtungen des Soldaten Leonhard das Porträt einer Epoche.

Der Autor knüpft aus historischen Ereignissen und liebevoll zusammengetragenen familiären Erinnerungen ein Zeitbild, das dieser Familie und ihrer österreichischen Lebenswelt ganz nahe kommt.

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