Letzte Islamisten-Hochburg erreicht

Mit seinem raschen Handeln in Mali hat er an Ansehen gewonnen.
Franzosen und Tschader erreichten in Mali die strategisch wichtige Stadt Tessalit

Französische und tschadische Soldaten haben die strategisch wichtige nordostmalische Stadt Tessalit im westafrikanischen Krisenstaat Mali erreicht. Die Truppen hätten die letzte Hochburg der bewaffneten Islamisten unter ihre Kontrolle gebracht, erklärte das französische Verteidigungsministerium am Freitag. Nach Angaben malischer Sicherheitsbehörden trafen die Soldaten "aus der Luft und auf dem Boden" in der Stadt ein, die weniger als 90 Kilometer von der Grenze zu Algerien entfernt ist.

Mali und seine Nachbarstaaten

Frankreich schießt im Wüstenkrieg in Mali aus allen Rohren. Im Norden des Landes, den die Islamisten seit 2012 kontrolliert hatten, machten Kampfjets Waffen- und Benzindepots dem Erdboden gleich, Terror-Camps ebenso. Die Extremisten zogen sich zurück : Alle drei größeren Städte – Kidal, Gao, Timbuktu – sind angeblich befreit. Im Süden aber starteten die Dschihadisten eine Gegenoffensive und nahmen eine kleine Stadt ein. „Wir mussten eingreifen, sonst gäbe es Mali nicht mehr, dafür einen terroristischen Staat“, so Frankreichs Außenminister Fabius.

Doch wer ist eigentlich der Feind, der sich angeschickt hatte, im Herzen der Sahelzone ein zweites Afghanistan zu etablieren? Im Wesentlichen sind drei islamistische Gruppen aktiv und praktizieren die Scharia in ihrer extremsten Form – mit Hand-Amputationen, Steinigungen oder Auspeitschungen.

Al Kaida im Islamischen Maghreb (AKIM): Sie hat sich in dem von keiner Staatsgewalt kontrollierten Wüstenstreifen im Grenzgebiet von Algerien, Mali und Libyen festgesetzt und von hier aus ihre Terrorakte lanciert. Mit Entführungen westlicher Ausländer und Lösegeldzahlungen nahm sie Millionen ein. Aufgefettet wurde die Kriegskassa durch Drogenschmuggel. Seit einigen Jahren erhielt AKIM regen Zulauf von malischen Tuareg, die für sich keine Perspektive mehr sahen.

Ansar Dine (Die Partisanen Gottes): Anführer der Truppe ist Iyad Ag Ghaly, der aus Kidal stammt, wo Ansar Dine bisher das Hauptquartier hatte. Der Tuareg hatte in den 90er-Jahren an Aufständen teilgenommen, um den angestrebten Tuareg-Staat Azawad in Nordmali Wirklichkeit werden zu lassen. Später arrangierte er sich mit der Zentralgewalt in Bamako und wurde nach Jeddah, Saudi-Arabien, in das malische Konsulat entsandt. Dort wandelte er sich zum „Gotteskrieger“ und knüpfte Kontakte zu Terroristen, weswegen er von Riad zur persona non grata erklärt wurde. Zurück in seiner Heimat, überwarf er sich auch mit seinem Stamm der Ifoghas und startete sein eigenes Projekt – Ansar Dine. Ziel war nicht mehr Azawad, sondern die Einführung der Scharia in ganz Mali.

Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJAO): Ihre Hochburg war bisher Gao. Insgesamt sollen die Islamisten 3000 bis 6000 Mann unter Waffen haben. Einen Großteil dieser hatten sie nach dem Zusammenbruch der Gaddafi-Diktatur aus verwaisten libyschen Arsenalen erbeutet. Auch eher säkular eingestellte Tuareg-Stämme, die im Sold des „Revolutionsführers“ gestanden waren und mit Islamismus nichts am Hut haben, hatten sich dort bedient. In einem Zweckbündnis waren diese Tuareg im Vorjahr mit den „Gotteskriegern“ für ihren eigenen Staat in den Krieg gezogen. Als der Norden erobert war, wurde das Volk von den weit besser ausgerüsteten Islamisten mit Waffengewalt in die Wüste geschickt. Jetzt bieten diese Stämme den Franzosen Hilfe an. Sie könnten die „Arbeit am Boden“ erledigen.

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