Malaysia: Möglicher Fluchtversuch des Ex-Regierungschefs verhindert

Malaysia: Möglicher Fluchtversuch des Ex-Regierungschefs verhindert
Sein Nachfolger Mahathir verhängte wegen des Finanzskandals ein Ausreiseverbot gegen Najib.

Der neue Regierungschef Malaysias, Mohamad Mahathir, hat einen möglichen Fluchtversuch seines skandalumwitterten Vorgängers Najib Razak verhindert. Angesichts der bevorstehenden Ermittlungen gegen Najib habe er ein Ausreiseverbot gegen ihn und seine Ehefrau Rosmah Mansor verhängt, sagte Mahathir am Samstag vor Journalisten in Kuala Lumpur.

Najib teilte im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, er respektiere die Entscheidung. Najib und seine Ehefrau dürften das Land nicht verlassen, teilte auch der Leiter der Einwanderungsbehörde, Mustafar Ali, mit. Zuvor war darüber spekuliert worden, ob sich Najib und Rosmah, die wegen ihrer Vorliebe für teure Einkaufstouren und Luxus-Handtaschen in der Bevölkerung äußerst unbeliebt ist, nach Indonesien absetzen wollten.

Najib hatte auf Twitter mitgeteilt, er werde eine "kurze Auszeit" nehmen. Daraufhin hatte sich eine wütende Menschenmenge an einem Flughafen nahe der Hauptstadt Kuala Lumpur versammelt, um Najib am Verlassen des Landes zu hindern.

Najib ist in einen Skandal um den von ihm gegründeten Vermögensfonds 1MDB verwickelt. Verwandte und Vertraute des ehemaligen Regierungschefs sollen mit Geld aus dem Fonds unter anderem Luxuswohnungen in New York und Gemälde von Van Gogh gekauft haben. Mehrere Milliarden Dollar verschwanden in dunklen Kanälen. Najib und der Fonds weisen alle Vorwürfe zurück.

Historische Niederlage

Najib hatte bei der Parlamentswahl am Mittwoch eine historische Niederlage erlitten. Die von ihm angeführte Koalition Barisan Nasional (BN), die das Land seit 1957 regierte, stürzte von 133 auf nur noch 79 Sitze ab. Am Samstag legte Najib nicht nur den Vorsitz der BN, sondern auch den der größten Einzelpartei, United Malays National Organisation (UMNO), nieder.

Es gebe eine Reihe von "Beschwerden" über Najib, denen nun nachgegangen werden müsse, sagte Mahathir über seinen einstigen politischen Ziehsohn. Der 92-Jährige, der das südostasiatische Land bereits von 1981 bis 2003 regiert hatte, hatte Najib als seinen Nachfolger aufgebaut, ging aber angesichts der Skandale in die Opposition und trat bei den Parlamentswahlen gegen Najib an.

Nach dem historischen Wahlsieg der Opposition hatte König Sultan Muhammad V. auf Betreiben Mahathirs in die Begnadigung des inhaftierten Oppositionspolitikers Anwar Ibrahim eingewilligt. Mit einer Begnadigung kann Anwar, den Mahathir einst selbst ins Gefängnis brachte, sofort wieder in das politische Geschäft einsteigen - andernfalls wäre ihm für fünf weitere Jahre eine politische Betätigung untersagt. Mahathir plant, Anwar das Ministerpräsidentenamt zu übergeben.

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