Leopoldine, Brasiliens Kaiserin aus Österreich

Leopoldine, Brasiliens Kaiserin aus Österreich
Die Tochter Franz I. fand Glück und Unglück in Südamerika – und setzte Brasiliens Unabhängigkeit durch

„Halb narrisch“ hat sie das Porträt des Prinzen gemacht, wie sie ihrer Schwester schreibt, „er ist so schön wie Adonis.“ Sie, das ist Marie Leopoldine von Österreich, fünftes Kind von Kaiser Franz I. und zwangsverheiratet, wie damals so üblich. An ihn, den Kronprinzen Dom Pedro Braganza, der seit der Flucht des portugiesischen Hofes vor Napoleon in Brasilien lebt.

Dieses Brasilien verdankt ihr, der heute noch als „Mutter der Nation“ gefeierten Leopoldine, Kaiserin von Brasilien, seine Unabhängigkeit vor 200 Jahren.

Doch der Reihe nach: Während Marie-Louise von Habsburg 1810 noch unter bittersten Tränen an Napoleon verheiratet wurde, nahm Schwester Leopoldine fünf Jahre später die Ehe mit dem jungen portugiesischen Prinzen – nach Napoleons Ende trachtete Vater Franz, Allianzen zu schmieden – heiter hin: Der Mann war augenscheinlich fesch (die Vermählung erfolgte übrigens in seiner Abwesenheit per Stellvertreter in der Augustinerkirche in Wien), und die Aussicht eines Lebens in Brasilien kam der leidenschaftlichen Botanikerin und Insektenkundlerin sehr zupass.

Als sie im November 1817 nach langer Überfahrt über den Atlantik endlich in den Armen ihres Gemahls landete, stellte sich schnell heraus, dass die Zukunft nicht einfach würde: Pedro war ein zunächst verliebter, aber dann aufbrausender, gewalttätiger Frauenheld, und in Brasilien brodelte es wie in Portugal – die konstitutionelle Unabhängigkeitsbewegung machte Rabbatz. Pedro musste oft durchs Land reisen, um die Rebellen für sich zu gewinnen.

Während einer dieser Reisen standen im September 1822 plötzlich Truppen vor den Toren Rios. Leopoldine, während Pedros Absenzen als Regentin eingesetzt, trommelte den Staatsrat zusammen und überzeugte ihn und ihren Mann (in einem berühmten Brief: „Der Apfel ist reif, pflücke ihn“), das unabhängige Kaiserreich Brasilien auszurufen. Es geschah, im selben Jahr wurden sie zu Kaisers gekrönt.

Damit endete aber auch schon das Glück Leopoldines in Brasilien, dem „herrlichen, sanften Himmelsstrich“, einem „gesegneten Land mit biederen und gutmütigen Einwohnern“, wie sie nach ihrer Ankunft noch ihrer Schwester geschrieben hatte. Ein Thronfolger war geboren, der schöne Pedro hatte kein Interesse mehr an der „Poldl“ aus dem Wiener Hof, nahm sich eine Mätresse, die er zur ersten Hofdame der Kaiserin ernannte (!). Er wurde gewalttätig gegenüber Leopoldine, sie erlitt nach Schlägen eine Fehlgeburt und starb kurz danach mit nur 29 Jahren im Dezember 1826 im Palast Boa Vista bei Rio de Janeiro.

Pedro fiel auch deshalb bei seinem Volk in Ungnade und musste fünf Jahre später abdanken.  Leopoldine hingegen, die brasilianische Kaiserin aus Wien, wird in Brasilien heute noch verehrt wie eine Heilige.

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