Le Pen tritt bei Präsidentschaftswahl 2022 gegen Macron an

Le Pen tritt bei Präsidentschaftswahl 2022 gegen Macron an
51-Jährige sucht nach Niederlage vor knapp drei Jahren die Revanche - Kommunalwahlen im März als Stimmungstest

Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen will bei der Präsidentschaftswahl 2022 gegen Staatschef Emmanuel Macron antreten. "Meine Entscheidung ist gefallen", sagte die 51-Jährige am Donnerstagabend vor Journalisten in Nanterre. Es gehe ihr um "die nationale Einheit", betonte sie unter Anspielung auf den massiven Widerstand gegen Macrons Pensions- und Sozialpolitik.

Bei der letzten Wahl 2017 war Le Pen Macron unterlegen.

Le Pen muss von ihrer Partei Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) noch offiziell als Kandidatin nominiert werden. Dies soll spätestens im kommenden Jahr auf einem Parteitag geschehen. Mögliche Gegenkandidaten sind in der stark auf Le Pen ausgerichteten Partei bisher nicht in Sicht.

Das vergangene Jahr habe sie zum "gründlichen Nachdenken" genutzt, sagte Le Pen. "Diesmal müssen wir der Aufgabe gewachsen sein", fügte sie mit Blick auf die Wahl 2022 hinzu.

Deutlich unterlegen trotz Rekordergebnis

Bei der Präsidentschaftswahl 2017 war Le Pen in die Stichwahl gelangt, in der sie dann aber deutlicher gegen den heutigen Amtsinhaber Macron unterlag als erhofft. In der Stichwahl erzielte sie zwar mit knapp 34 Prozent ein Rekordergebnis für ihre damals noch Front National genannte Partei. Die Rechtspopulisten hatten allerdings mit mindestens 40 Prozent gerechnet.

Le Pen geriet dadurch innerparteilich stark in die Kritik, besonders ihr unsouveräner Auftritt in einem Fernsehduell gegen Macron wurde ihr angelastet. Dabei offenbarte Le Pen Wissenslücken vor allem bei der Wirtschaftspolitik.

Seit dem vergangenen Jahr profitierte Le Pen dann aber massiv von dem wachsenden Unmut gegen Macron: In Folge der "Gelbwesten"-Proteste für mehr soziale Gleichheit wurde ihre Nationale Sammlungsbewegung im Mai 2019 stärkste französische Kraft bei der Europawahl. Auch in der Pensionsdebatte positioniert sie sich als Gegenspielerin des unbeliebten Präsidenten.

Bereits im Oktober hatte Le Pen zum Präsidentenamt gesagt, dass sie "bereit" sei, "den Job zu machen". Eindeutig hatte sie sich damals aber noch nicht auf eine erneute Bewerbung festgelegt. In einer Umfrage vom November - also vor Beginn der Pensionsproteste - lag Le Pen mit Macron in den Wahlabsichten gleichauf.

Als wichtiger Stimmungstest gelten die französischen Kommunalwahlen im März. In rund einem Dutzend Gemeinden stellen die Rechtspopulisten bereits jetzt die Bürgermeister. Ihre Hochburgen sind in den ehemaligen Bergbaugebieten im Norden des Landes sowie im Süden Frankreichs. Im Wahlkampf setze sie auf die Unterstützung von "Vertretern der Zivilgesellschaft" und Experten, sagte Le Pen.

Die frühere Front National ist untrennbar mit dem Namen Le Pen verbunden: 1972 wurde die Partei am extrem rechten Rand von Jean-Marie Le Pen gegründet. Seine Tochter Marine folgte ihm 2011 an der Parteispitze nach und versucht seitdem, die Rechtspopulisten mehrheitsfähig zu machen. Ihren Vater schloss Le Pen wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen aus der Partei aus und benannte diese in Rassemblement National um.

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