Kurden eroberten Staudamm von IS zurück
Strategischer Erfolg im Kampf gegen die Jihadisten im Irak: Kurdische Peshmerga haben am Sonntag den größten Staudamm des Landes aus der Hand der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) zurückerobert.
Der von IS-Milizen am 7. August eroberte Staudamm ist von entscheidender strategischer Bedeutung. Die USA unterstützten die Peschmerga durch Angriffe auf IS-Stellungen aus der Luft.
Über die Rückeroberung des Staudamms informierten am Abend ein kurdischer Offizier sowie zwei Vertreter politischer Parteien; es handelte sich um den ersten größeren strategischen Erfolg gegen die IS, seit die Jihadisten Anfang Juni in den Nordirak eingedrungen und seither weite Regionen unter ihre Kontrolle gebracht hatten.
Die US-Armee flog nach eigenen Angaben allein am Samstag neun und am Sonntag 14 Luftangriffe in der Nähe des Staudamms am Tigris. Dabei zerstörten US-Kampfjets und Drohnen zahlreiche Truppentransporter und Militärfahrzeuge der IS-Kämpfer, wie das US-Militärkommando Centcom mitteilte.
Brutal gegen Zivilbevölkerung
Die sunnitischen Jihadisten hatten den Staudamm nördlich der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul am 7. August erobert und damit die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Teile der Provinz Ninive erlangt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt. Die Extremisten gehen mit äußerster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie kurdische Yeziden und Christen.
Der weitere Vorstoß der Peschmerga-Milizen galt am Wochenende der von den Jihadisten kontrollierten Ortschaft Tal Kayf etwa hundert Kilometer östlich des Staudamms. Der Weg dorthin sei allerdings mit Sprengfallen der jihadischen Kämpfer gespickt, hieß es.
Angesichts des Vormarsches der IS hatten die USA erstmals seit ihrem Truppenabzug aus dem Irak vor gut zweieinhalb Jahren wieder militärisch im Irak eingegriffen. Präsident Barack Obama ordnete Luftangriffe an, schloss aber den Einsatz von Bodentruppen aus. Mehrere hundert US-Militärberater halten sich im Irak auf.
Massaker in Syrien
In Syrien soll die IS innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet haben. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, hatte der im Osten Syriens siedelnde Stamm der Shaitat versucht, sich gegen die sunnitischen Jihadisten zu erheben. Unter den Toten sind den Angaben zufolge 100 bewaffnete Kämpfer. Bei den übrigen Todesopfern handelt es sich demnach um Zivilisten.
Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen und Augenzeugen sollen die Kämpfer die Menschen in der Region Ninive, wo auch das angegriffene Dorf liegt, vielfach aufgefordert haben, zu konvertieren oder zu fliehen. Viele von denen, die sich gegen beides weigerten, wurden demnach gewaltsam angegriffen. Am 3. August hatten die IS-Jihadisten die nordwestliche Stadt Sinjar gestürmt und zehntausende Menschen in die Flucht ins nahe Gebirge getrieben. Amnesty International zufolge entführten die IS-Kämpfer in dem Zeitraum auch tausende Yeziden.
Waffenlieferungen im Gespräch
Die Europäische Union unterstützt Waffenlieferungen an die kurdischen Kämpfer. Die EU begrüße, dass einzelne Länder die Anfragen der kurdischen Sicherheitskräfte positiv beantworten, erklärte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich am Samstag im Irak aufhielt. "Eine terroristische Mörderbande versucht, sich das Land Untertan zu machen", sagte er bei seiner Ankunft in Bagdad. Waffenlieferungen schloss Steinmeier nicht mehr gänzlich aus. Österreich befürwortet zwar Waffenlieferungen, konzentriert sich selbst aber auch humanitäre Hilfe
Der britische Premierminister David Cameron sieht in den Kämpfern der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) eine direkte Gefahr für sein Land. "Wenn wir den Vormarsch dieser außerordentlich gefährlichen Terrorbewegung nicht stoppen, wird sie nur stärker, bis sie uns auf den Straßen Großbritanniens angreifen kann", schrieb Cameron in der Zeitung "The Sunday Telegraph".
Sicherheit vor den IS-Kämpfern könne es nur geben, wenn Großbritannien alle Möglichkeiten von "Hilfen, Diplomatie und militärischen Fähigkeiten" einsetze. Zugleich schloss Cameron die Entsendung britischer Truppen in die IS-Gebiete im Irak aus. Der britische Premierminister forderte einen langfristigen Plan bei der Bekämpfung der IS-Jihadisten. Dazu müsse Großbritannien mit Ländern wie Saudi-Arabien, Katar, Ägypten, der Türkei "und vielleicht sogar dem Iran" zusammenarbeiten.
Die IS-Kämpfer brachten in den vergangenen Wochen Teile des Irak und Syriens unter ihre Kontrolle. Dabei gingen sie mit äußerster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie Christen und Yeziden (Jesiden). Die USA ordneten deshalb Luftangriffe gegen die Jihadisten an. Zudem wurden internationale Hilfslieferungen für die Flüchtlinge aufgenommen.
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