Chodorkowski zu Fall Nawalny: "Westen soll handeln, nicht reden"
Er weiß, was es heißt, in der Hand des russischen Präsidenten und der russischen Justiz zu sein: Der Kreml-Kritiker und frühere Oligarch Michail Chodorkowski - einst reichster Mann Russlands - ruft den Westen zu gezielten Sanktionen gegen bestimmte russische Staatsbürger auf.
Die westlichen Länder sollten nun handeln und nicht reden, sagte Chodorkowski am Montag der Nachrichtenagentur Reuters in London. Nur so könnten sie nach der Festnahme des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny Druck auf die Führung in Moskau ausüben.
Korruptionsnetzwerk
Sanktionen sollten gegen Russen verhängt werden, die am Aufbau russischer Korruptionsnetzwerke weltweit beteiligt seien, verlangte Chodorkowski. Dies sei sinnvoller als die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 ins Visier zu nehmen, durch die Gas von Russland nach Deutschland und in weitere Staaten geliefert werden soll.
Nawalny war nur einen Tag nach seiner Rückkehr nach Moskau von einem russischen Gericht vorerst zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Ihm werden Verstöße gegen Bewährungsauflagen vorgeworfen. EU-Staaten forderten eine sofortige Freilassung.
"Alternder Autokrat Putin"
Chodorkowski sagte dazu: „Die Festnahme Nawalnys bedeutet, dass das Putin-Regime, sein Banditenregime, sich totalitärer Methoden bedient, um die Gesellschaft unter Druck zu setzen.“ Den russischen Präsidenten Wladimir Putin nannte Chodorkowski einen „alternden Autokraten“. „Putin fühlt, dass er zeigen muss, dass er das Leittier in der Herde ist“, sagte er. „Oder diese Leute werden glauben, dass er nicht mehr der Platzhirsch ist.“
Der mittlerweile 57-jährige Chodorkowski gehörte zu den Oligarchen, die in dem Chaos nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion riesige Reichtümer angehäuft hatten. Später überwarf er sich mit Präsident Putin und wurde 2003 wegen Steuerhinterziehung verhaftet. Er kam ins Arbeitslager, aus dem er 2013 entlassen wurde. Chodorkowskis Ölkonzern Yukos wurde zerschlagen.
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