Kraftprobe in Athen: Heute Beratung über Hilfspaket
Es steht noch ein Kraftakt bevor, ehe ein drittes Hilfspaket für Griechenland beschlossen werden kann - das Ringen darum geht nun in die entscheidende Phase. Das griechische Parlament berät am heutigen Donnerstag über das neue Programm und die damit verbundenen Sparauflagen. Die Gewerkschaften riefen für den Abend zu Demonstrationen auf, der Regierung in Athen droht die Spaltung. Denn Syriza steht nur mehr auf tönernen Füßen. 13 Abgeordnete des linken Flügels der Partei haben am Donnerstag zur Bildung einer "breiten Bewegung" aufgerufen, die den Kampf gegen die Sparpolitik fortsetzen soll. In ganz Griechenland sollten Gruppen gebildet werden mit dem Ziel, die Sparpolitik "umzustürzen", hieß es auf der Homepage des linken Flügels.
Das Parlamentsvotum in Form einer namentlichen Abstimmung könnte statt wie geplant am späten Donnerstagabend erst in den frühen Morgenstunden des Freitags stattfinden. Der linke Flügel der linksgerichteten regierenden Syriza-Partei kündigte abermals an, er werde mit "Nein" stimmen. Im Juli hatte das linke Lager bereits zweimal gegen Reform- und Sparmaßnahmen gestimmt. Wie damals wird wohl auch diesmal die Opposition die Mehrheit für das Sparprogramm sichern. Sollte die Zustimmung aus dem Lager von Ministerpräsident Alexis Tsipras unter den kritischen Wert von 120 Stimmen fallen, dürften Neuwahlen ausgerufen werden.
Sondersitzung möglich

Das Paket soll einen Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro haben. Nach einer mehrstündigen Telefonkonferenz der 28 EU-Länder auf Fachebene hieß es am Mittwochabend aus EU-Kreisen, dabei sei deutlich geworden, dass einige Regierungen noch "Diskussionsbedarf" hätten. Es gebe aber eine "generelle Bereitschaft", das Hilfsprogramm beim Treffen der Eurogruppe zu beschließen.
Klärungsbedarf gab es demnach vor allem bezüglich der Rolle des Geldgebers IWF. Mit seiner Expertise ist der Internationale Währungsfonds in jedem Fall im Boot: Experten des Fonds haben gemeinsam mit Fachleuten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und teilweise auch des Euro-Rettungstopfes ESM ausgehandelt, welche Bedingungen Griechenland erfüllen soll, damit es weitere Hilfen erhalten kann.
Noch unklar ist allerdings, inwieweit der IWF auch weiterhin Mittel für Griechenland zur Verfügung stellt. Das Hilfsprogramm des IWF für Griechenland läuft noch bis März 2016. Daraus sind 16 Milliarden Euro noch nicht ausgezahlt.
Zoff in Berlin
In der deutschen Regierung zeichnete sich unterdessen ein Konflikt über den weiteren Kurs bei der Griechenland-Rettung ab. Das Finanzministerium von Wolfgang Schäuble pocht auf eine Nachbesserung der Experten-Vereinbarungen über neue Milliardenhilfen. Kanzleramt und Wirtschaftsministerium beurteilten die Einigung zwischen Athen und den Gläubigern hingegen grundsätzlich positiv. Regierungssprecher Steffen Seibert unterstrich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel weiter darauf setze, dass der IWF auch bei dem neuen Hilfspaket mit dabei sei. Der IWF fordert aber einen Schuldenschnitt für Griechenland, was Merkel und Schäuble strikt ablehnen. Nach Angaben aus Koalitionskreisen könnte der Bundestag voraussichtlich am Dienstag zusammenkommen, um das dritte Hilfspaket für Athen zu beschließen. Bis zum 20. August muss Griechenland frisches Geld bekommen, um 3,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen zu können.
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